Bombenterror im Urlauberparadies! Mutter isst Leiche ihres Babys! Lady Gaga ist ein Mann! - flüstert der Chor der Schweinegrippe-Hysteriker. Und beschwört gleich darauf 1. den allgemeinen Verfall der sittlichen Moral durch ungezügelte Lust, 2. die Kunst als wahren Motor für Reichtum, Ruhm und Prominenz, zerstört so ganz nebenbei 3. eine stille Liebe durch giftigen Tratsch und zeigt 4., dass auch aus einem vom Schicksal getretenen Kannibalen ein Mensch wie du und ich werden kann.
Der typische Schweinegrippe-Hysteriker gehört zu einer wahrhaft gefräßigen Spezies. Gelegentlich aus tiefer Angststarre erwachend, treibt es ihn, ohne die Deckung seiner kleinen, sauberen Welt völlig aufzugeben, immer wieder hinaus in die freie Medien-Wildbahn, wo er sich die große Welt gierig einverleibt. Dabei lässt er sich seine Opfer gerne zutreiben, ja geradezu vorführen – bevorzugt im Gratiszeitungs-Format.
Vorübergehend gesättigt, pflegt er sich alsbald wieder in den Schutz seiner anonymen Angststarre zurückzuziehen, um alle gesammelten Eindrücke in einem apathischen Verdauungsschlaf zu verarbeiten. In diesem Zustand innerer Selbst-Zufriedenheit gestattet er sich ein wenig zu träumen, mitzuleiden, aufrichtig entrüstet zu sein, um manchmal sogar wehmütig eine kleine Träne zu drücken. Aber wehe, wenn ihm der Magen knurrt und er wieder erwacht, der Schweinegrippe-Hysteriker.
AUFTRAGSWERK THEATER DRACHENGASSE
Komposition/Buch/Regie: Alexander Kukelka
Bühne/Kostüm: Maria Theresia Bartl
Es spielen: Dieter Kschwendt-Michel, Eva Maria Neubauer, Christoph Sommersguter Musiker: Wolfgang Kornberger, Alexander Kukelka, Peter Uhler
Weitere Vorstellungen: 12. Jänner bis 13. Februar 2010, Di-Sa um 20 Uhr
Theater Drachengasse, Fleischmarkt 22,1010 Wien
Karten unter Tel. 513 14 44 oder karten@drachengasse.at
Internet: www.drachengasse.at