Zu Anfang seiner ungewöhnlichen politischen Karriere in der Berliner SPD ist der ehemalige Flüchtlingspfarrer Albertz noch ganz Seelsorger. Es geht ihm zunächst einzig um das Wohl der Menschen, innerparteiliche Rücksichtnahmen und machtpolitisches Kalkül betrachtet der Quereinsteiger als zweitrangig. Damit zieht der im politischen Betrieb Berlins als Fremdkörper wahrgenommene Geistliche allerdings ständig wachsenden Unmut auf sich.
Als der Pfarrer sich als Regierender Bürgermeister von Berlin zunehmend in die Macht verliebt und der zackige Preuße immer mehr in ihm zum Vorschein kommt, begeht er schließlich während der Demonstrationen gegen den Schah-Besuch schwere menschliche und politische Fehler: Nach dem von ihm zu verantwortenden Tod des Studenten Benno Ohnesorg durch die Kugel eines Polizisten bleibt Albertz niemand, der ihn noch unterstützen würde. Ob Studenten oder Parteigenossen, von allen Seiten erfährt er nur noch Hass und Spott. Nachdem er politisch und als Mensch immer weiter demontiert wird, tritt er schließlich angeschlagen aus seinem hohen Amt zurück.
Vom demütigen Gottesdiener zum verhärteten Machtpolitiker gewandelt und tragisch gescheitert, ist Albertz an einem existenziellen Endpunkt angelangt: Er erkennt, dass er, von der Macht verführt, die Anbindung an seine moralischen Prinzipien verloren hat, denn mit der Zeit vergaß er, vor sich selbst Rechenschaft abzulegen: „Es hat mir Spaß gemacht, in einer Verwaltung zu sein, wo die große Masse des Personals (...) uniformiert tut, was man sagt“, erklärt er sein Verhalten später. Im Konflikt zwischen gläubiger Demut und den Verlockungen der Macht gibt es für Albertz letztlich keinen Mittelweg.
Das Polit-Drama ALBERTZ gibt einen faszinierenden Einblick in die komplizierte Mechanik der politischen Maschinerie und in die Psychologie eines Menschen, der darin zerrieben wird bis er sich schließlich selbst verliert. Auch lässt das Stück das gesellschaftliche und politische Klima der 1960-ger Jahre sehr plastisch lebendig werden, in dem unversöhnliches politisches Lagerdenken, bürgerlicher Mief und studentischer Aufstand eine explosive Mischung ergaben. ALBERTZ macht einen bewegten und bewegenden Abschnitt deutscher Geschichte erfahrbar, ohne den das Land nicht das wäre, was es heute ist.
Albertz Thomas Hary Frau Albertz (Clara) Katrin Rehberg Mattick Oliver Schönfeld Schütz Sebastian Stielke Neubauer Mathias Reiter Willy Brandt Holger Teßmann-Leyk Frau Schwarzkopf, Albertz Sekretärin Claudia Friebel Studentin Sara Spennemann Team
Regie: Christian Hockenbrink Kostüme & Bühne: Julia Plickat Dramaturgie: Marc-Oliver Krampe Regieassistenz: Viktoria Klawitter Souffleuse: Vera Ducci
Termine Premiere: Samstag, 06. Dezember 2008 / 20.00 Uhr / Stadttheater Wilhelmshaven Dienstag, 9. Dezember 2008 / 19.30 Uhr / Kurtheater Norderney Freitag, 12. Dezember 2008 / 20.00 Uhr / Theater am Dannhalm Jever Dienstag, 16. Dezember 2008 / 20.00 Uhr / Neues Theater Emden Mittwoch, 17. Dezember 2008 / 20.00 Uhr / Stadttheater Wilhelmshaven Donnerstag, 18. Dezember 2008 / 20.00 Uhr / Realschule Emden Donnerstag, 29. Januar 2009 / 19.30 Uhr / Emsaula Leer Samstag, 31. Januar 2009 / 20.00 Uhr / Stadttheater Wilhelmshaven Donnerstag, 5. Februar 2009 / 20.00 Uhr / Aula Brandenburger Str. Wittmund Montag, 16. Februar 2009 / 20.00 Uhr / Metropoltheater Vechta Weitere Informationen Marc-Oliver Krampe /
www.landesbuehne-nord.de