Nicht so Isa. Sie trifft im Grunde auf niemanden, dem sie vertrauen kann – außer sich selbst. Das macht ihre ohnehin schon hoffnungslose Situation noch aussichtsloser. Im Roman erklärt sie: „Der Abgrund zerrt an mir. Aber ich bin stärker.“ Aus schlimm wird schlimmer. Den ganzen Tag lang. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die sich vorbehaltlos und unvorsichtig ins Leben schmeißt. Isa ist eine über-dem-Abgrund-Schwebende in ihrer Verrücktheit, ihrer Radikalität und auch in ihrer Gefährdung. Ihre Einsamkeit ist nicht die Einsamkeit des Verlassenseins; ihre Einsamkeit ist eine existentielle Erfahrung. Deshalb ist sie auch kein bedauernswertes Opfer, sondern eine starke, junge Frau.
Wolfgang Herrndorfs unvollendetes Fragment erinnert an Büchners „Lenz“ – gestrickt nach dem Muster einer road novel ist es nicht nur die eigenwillige Geschichte eines vierzehnjährigen Mädchens, das barfuß durch die Welt stolpert. Es ist auch eine Tarnung, mit deren Hilfe Wolfgang Herrndorf vielleicht konsequenter denn je die Auf-sich-Zurückgeworfenheit und Brutalität von Leben erzählt hat im Angesicht des Todes.
Jan Gehler wird nach „Tschick“ auch diese Uraufführung von Wolfgang Herrndorf auf die Bühne bringen. Er hat hier u. a. bereits sehr erfolgreich die Uraufführung „Ein Exempel“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ von Mark Haddon sowie zuletzt Shakespeares „Wie es euch gefällt“ inszeniert.
Theaterfassung von Robert Koall
Regie Jan Gehler
Bühne Sabrina Rox
Kostüm Cornelia Kahlert
Dramaturgie Julia Weinreich
Licht Olaf Rumberg
Isa: Lea Ruckpaul
Ein Mann: Holger Hübner