So entstand im Laufe der Jahrhunderte eine räumliche Architektur, die mehrere hundert Menschen beherbergen und versorgen konnte. Ein eigenes Dorf der Ausgeschlossenen und ›Anormalen‹. Bereits im Mittelalter wurde es als Lager für Pestkranke genutzt, im 17. und 18. Jh. für ›Wahnwitzige, Tolle und Rasende‹, und erhielt später die Bezeichnung ›Siechen- und Irrenhaus‹. Im 20. Jahrhunderts wurde das Gelände um zahlreiche Gebäude erweitert und als psychiatrische Anstalt weitergeführt. Von 1935-37 wurde es ein SA-Arbeitslager mit systematischen Euthanasie-Aktionen, gegen Ende des 2. Weltkrieges ein Lazarett und nach 1949 Altenheim und psychiatrische Einrichtung. Nach der Psychiatrie-Befreiung in den 1980er Jahren diente das Gelände als Aufnahme-Einrichtung für DDR-Bürger, Übersiedler und bis 2008 für Asylbewerber. Die Architektur des Geländes hat sich stets den jeweiligen Notwendigkeiten angepasst, wurde inhaltlich jeweils neu definiert und damit auch gedanklich überschrieben.
Welche persönlichen Geschichten birgt dieser Ort? Nach welchen Prinzipien funktionierte jeweils die Definition derjenigen, die dort eingeschlossen wurden? Wie können Bewahrung, Auseinandersetzung und Versöhnung mit der Geschichte mit einer Neubelebung des Ortes einhergehen? Diesen Fragen ist die werkgruppe2 in ihrem Rechercheprojekt Blankenburg nachgegangen. Nachdem die jetzigen Eigentümer einer Realisierung des Theaterprojektes vor Ort nicht zugestimmt haben, wird das Projekt nun im Probengebäude des Oldenburgischen Staatstheaters zur Aufführung kommen. Damit rücken die Geschichten der Blankenburger vom Rand der Stadt in ihr Zentrum.
Koproduktion mit der werkgruppe2
Inszenierung: Julia Roesler;
Recherche und Textfassung: Silke Merzhäuser;
Ausstattung: Julia Schiller; Musik: Insa Rudolph;
Dramaturgie: Matthias Grön, Silke Merzhäuser;
Theaterpädagogik: Sandra Rasch
Mit: Imme Beccard, Caroline Nagel, Franziska Schubert; Eike Jon Ahrens, Thomas Lichtenstein, Henner Momann
Weitere Vorstellungen: Di 24., Mi 25., Sa 28. Juni