Er sucht einen neuen Boden, schult um, bemüht sich nach dem Ende um einen neuen Anfang, versucht wieder ins Leben hineinzugehen - so wie seine Halbschwester, auch sie eine Gescheiterte. An ihrer neuen Arbeitsstelle, einem Tierversuchslabor, treffen sie andere Gescheiterte, zum Teil an ihren alten Träumen zerbrochen, zum Teil durch die Umstände ihres Lebens glücklos geworden. Immer wieder fragen sie sich, an welchem Punkt des Lebens das Unglück begann und warum.
Aber Schimmelpfennig hat im Kern nicht, wie man meinen könnte, eine Geschichte über die moderne Arbeitslosigkeit geschrieben, sondern über das Verhältnis unserer Träume, Wünsche und Hoffnungen zur Realität. Er macht sich mit seiner eigenartigen Truppe von Gescheiterten auf den Weg, Anfang und Ende, Himmel und Hölle zu suchen, bis sie irgendwann im Hades nicht nur skurrilen Monstrositäten, sondern auch einer kleinen Maus gegenübersitzen. Es ist eine besondere Maus, denn es handelt sich um eben jene Maus, wegen der das ganze Tierversuchslabor seit einiger Zeit in heller Aufregung ist. Durch ein unverzeihliches Missgeschick aus ihrem Käfig entwichen, ist sie plötzlich wieder da. Es ist, wie gesagt, eine besondere Maus. Sie leuchtet. Mit dem Gen der amerikanischen Feuerfliege versehen, kann sie etwas, was dem Menschen verwehrt bleibt: nämlich Licht produzieren. Und wenn man mit dem smaragdgrünen Licht der Maus die ganze dunkle Erde erleuchten könnte? Ist sie der mögliche Anfang nach dem Ende, der Anfang von etwas Neuem?
Roland Schimmelpfennig, 1967 geboren, hat nach "Die Frau von früher" (2004) ein neues Stück für das Burgtheater geschrieben.
Ende und Anfang
Dramatisches Gedicht
von Roland Schimmelpfennig
Regie: Nicolas Stemann
Bühne: Katrin Nottrodt
Kostüme: Esther Bialas
Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Dramaturgie: Joachim Lux
Premiere am 7. Oktober 2006 im Akademietheater