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URAUFFÜHRUNG: "JR" Nach dem Roman von WILLIAM GADDIS, Wuppertaler Bühnen

Premiere ist am 21. Februar 2014, 19:30 Uhr im Opernhaus. -----

JR, ein elfjähriger Rotzlöffel, dem Sekundärtugenden wie Pflichtbewusstsein und Sauberkeit eher fremd sind, eine kleine gierige Straßenratte mit immer mindestens einem Finger in der Nase, aber clever, ein unmündiger Meister der Manipulation, hat früh begriffen, dass man möglichst alle Chancen ergreifen sollte, die sich einem bieten.

Und seien es auch nur Gutscheine und Coupons für Ramschangebote und Köderware – egal, was einem nachgeworfen wird, wird auch mitgenommen. Dieses Prinzip der unbedingten Teilhabe an einer Gesellschaft, die nicht mit ihm gerechnet hat, führt JR zur Perfektion, als er nach einem Besuch mit seiner Schulklasse an New Yorks Börse anfängt, sich aus Liquiditätsposten, Abschreibungen von Schrottunternehmen und Steuerabzügen ein Wirtschaftsimperium zusammenzuscharren, von jedem Telefon aus, dessen er habhaft werden kann, immer mit einem schmutzigen Taschentuch über der Muschel. Doch sein Unternehmen ist komplett auf Sand gebaut, und als die Flut aus Verstrickungen und Verzettelungen JR und sein Finanzgespinst hinwegspült, droht auch gleich die gesamte amerikanische Wirtschaft den Bach runterzugehen.

JR von William Gaddis, ein Schlüsselroman der amerikanischen Literatur, 1975 erschienen und mit dem

National Book Award, dem höchsten Literaturpreis der USA, ausgezeichnet, ist eine brillante Satire auf die Auswüchse des kapitalistischen Systems und dessen ›hire and fire‹ als grundlegendem Prinzip von

Wertschöpfung und Personalpolitik; ein grandioses Zeitpanorama der amerikanischen Gesellschaft mit all seiner Atemlosigkeit, Gier und Rücksichtslosigkeit.

„Amerikanische Verhältnisse“, die zunehmende Spreizung der sozialen Schere und die Drift des allgemein verbindlichen Wertekanons hin zur kompletten Ökonomisierung der Gesellschaft, finden wir in immer stärkerem Maße auch bei uns. Und natürlich ist es vor allem diese inhaltliche Analogie, die uns bei der Adaption des Romans für die Bühne interessiert hat: die vollkommen heiß gelaufene Mechanik einer Wirtschaft zu zeigen, deren Vertreter offensichtlich kein Bewusstsein über die Folgen ihres Tuns plagt.

Aus dem amerikanischen Englisch von MARCUS INGENDAAY und KLAUS MODICK

In einer Fassung von TOM PEUCKERT

Inszenierung: Marcus Lobbes

Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert

Video: Michael Deeg

Dramaturgie: Oliver Held

Mit: Heisam Abbas, Thomas Braus, Markus Haase, Andreas Helgi Schmid, Christoph Schüchner, Jakob Walser, Hanna Werth, Marco Wohlwend, Julia Wolff

Die nächsten Vorstellungen sind am26. Februar 2014 sowie am 08., 09., 14., 16., 27. und 28. März 2014.

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