Der gemeinsame Glaube war für sie selbstverständlich. Doch ein scheinbar zufälliger Mord löst ein Trauma aus, das schließlich zur Explosion im Leben der Gruppe führt und die Suche nach einem eigenen Weg begründet. Mundruczó lässt am Modell des Judasevangeliums einen Theaterabend entstehen, der von der Sehnsucht des Einzelnen nach Freiheit erzählt. Die erst kürzlich wiederentdeckte apokryphe Schrift beschreibt, dass Jesus selbst Judas um den Verrat gebeten habe. Der Verrat durch den treuesten Jünger wird hier zum einzig möglichen Weg der Erlösung, wobei die Liebe Judas’ zu seinem Meister den Glauben gleichermaßen provoziert wie ermöglicht. Mundruczós Interpretation des Stoffes gilt vor allem der Beziehung zwischen dem Verräter und seinem Meister. Folgende Fragen scheinen dabei unumgänglich: Wer ist der Verräter? Wer braucht einen Verräter? Wer nimmt die Rolle des Verräters auf sich? Und warum?
Die Arbeiten des ungarischen Film- und Theaterregisseurs Kornél Mundruczó zeichnen sich vor allem durch ihr virtuoses Spiel mit wechselnden Realitätsebenen und Zuschauerperspektiven aus. Seine Suche gilt dabei dem möglichst unsentimentalen, authentischen Moment, in dem die Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit verwischt und das Spiel Realität wird. Für seinen Film „Delta“ gewann er in Cannes 2008 den Preis der internationalen Filmkritik, mit seinem „Frankenstein- Projekt“ ist er derzeit zu zahlreichen nationalen und internationalen Theaterfestivals eingeladen. Jetzt wird er zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum inszenieren und mit „Judasevangelium oder Verrat ist deine Passion“ das Thalia in der Gaußstraße eröffnen.
Regie Kornél Mundruczó
Ausstattung Màrton Ágh
Dramaturgie Sandra Küpper/Viktória Petrányi
Ensemble: Julian Greis, Franziska Hartmann, Matthias Leja, Lili Monori, Thomas Niehaus, Axel Olsson, Andreas Patton, Gabriela Maria Schmeide, Tilo Werner
Weitere Vorstellungen am 6. September um 19 Uhr, am 15. und 16. September um 19.30 Uhr, am 25. und
26. September um 20 Uhr sowie am 27. September um 19 Uhr.
Karten 040. 32 81 44 44 | www.thalia-theater.de