Die Angst eines Polizisten, keinen Parkplatz zu bekommen, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Daneben geht ein Mädchen verloren. Entlang mehrerer, einander berührender Stränge wird die Frage nach der Bedeutung des allgemein Sichtbaren gestellt. Konstituiert tatsächlich nach wie vor die visuelle Oberfläche unser Denken, Fühlen und Handeln? Sind wir nicht vielmehr in ein perfektes Netz von Schein, Täuschung und Kontrolle eingesponnen? Hängen wir nicht alle an unsichtbaren Marionettenfäden - und ist nicht das, was wir großspurig unsere Identität nennen, längst bloße Chimäre?
Es sind Akte des Widerstandes und der Übertretung von Übereinkünften, die dem Menschen autonome Wahrnehmungs- und Spielräume schaffen bzw. bewahren: die Verweigerung der allgemeinen Aufgeregtheit; die Pflege der bloßen, sinnfreien Vorstellung; die wohlgesetzte brachiale Intervention; der nicht dem Schema entsprechende chirurgische Eingriff; schließlich das schlichte Verschwinden aus dem Blickfeld der Kameras. Das Mosaik aus teils stillen, teils bizarren Momenten der Anarchie, das in dem Stück gelegt wird, verweist den Zuschauer letztlich implizit auf jene Schlüsselszene in der menschlichen Entwicklung, in der das kleine Kind erstmals die Hand der Mutter verlässt, in ein anderes Zimmer läuft, sich umwendet und im Gewahrwerden, dass es niemand anderen mehr sehen kann, feststellt, dass es allein ist und zugleich vollkommen frei. (Paulus Hochgatterer)
Paulus Hochgatterer, Kinderpsychiater und einer der prononciertesten österreichischen Prosaautoren, untersucht in seinem Stück Makulatur , entstanden als Auftragswerk für das Schauspielhaus Wien, mit der ihm eigenen scharfsinnigen Komik, Mechanismen der Wahrnehmung und der Realitätsverweigerung - und den Blick in jenen Abgrund, den wir von ferne zu sehen beginnen, wenn wir uns zwingen, ganz genau hinzusehen.
Regie: Barbara-David Brüesch
Regie Barbara-David Brüesch
Bühne Damian Hitz
Kostüm Corinne Rusch
Musik Gaudenz Badrutt
Musik Christian Müller
Franziska Hackl
Barbara Horvath
Steffen Höld
Katja Jung
Max Mayer
Christoph Rothenbuchner
Nikola Rudle
Weitere Termine:
5. Juni 2012 / 20 Uhr
6. Juni 2012 / 20 Uhr
7. Juni 2012 / 20 Uhr
8. Juni 2012 / 20 Uhr
9. Juni 2012 / 20 Uhr
10. Juni 2012 / 20 Uhr
Eintrittskarten erhältlich bei den Wiener Festwochen: kartenbuero@festwochen.at bzw. über www.festwochen.at oder telefonisch unter +43-1-589 22 22