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Uraufführung: "MarieLuise" - Kammeroper von Gernot Schedlberger im Palais Kabelwerk in Wien

Premiere: 31. Dezember 2012, 20.00 Uhr, Oswaldgasse 35A. -----

Marie und Luise sind sogenannte siamesische Zwillinge, sie teilen sich zwei Beine und zweieinhalb Arme, aber sonst ist jede von ihnen eine eigenständige Persönlichkeit. Weil sie sich in ihrer Gemeinsamkeit als vollkommen erleben, wollen sie sich politisch engagieren und treten gemeinsam in die gelbe Partei ein, auf deren Agenda das Soziale ganz oben steht.

Doch lernen sie bald, dass die Politik ihre eigenen Gesetze hat. Albin, rechte Hand des Parteichefs Professor Hirsch, erklärt ihnen unverblümt, wie man sich in der Politik und bei den Medien durchsetzt.

Nachdem die Zwillinge sich bewährt haben und in den Medien populär geworden sind, wird ihnen endlich ein Amt angetragen – das Sozialressort. Doch kann nur eine von ihnen vorne stehen. Die innerparteiliche Entscheidung zwischen Luise und Marie wird zur privaten Katastrophe. Marie verweigert in der Abstimmung ihre Stimme. Sie will nicht für sich gegen Luise stimmen. Die knappe Abstimmung fällt deshalb zugunsten Luises aus. Sie hält das für eine Station auf ihrem gemeinsamen Weg und übernimmt unbeirrt die Sozialagenden.

 

Doch Marie, die sich nicht damit abfinden will, dass Stimmen gegeneinander aufgerechnet werden, geht in Opposition zur violetten Partei. Marie und Luise gelten nun als Symbole der Koalition der beiden Parteien, obwohl sie privat längst nicht mehr im Einklang sind. Als jedoch die nächste Wahl ansteht, beschliessen die Parteien – getrieben von Spindoktor Albin - die Zwillinge wieder loszuwerden, da sie einen glaubwürdigen Wahlkampf gegeneinander erschweren.

 

Marie und Luise werden also wieder zurück in ihr zweisames Leben katapultiert, doch nichts ist, wie es früher war. Marie hat sich in den Pressesprecher der Violetten, den schönen Alexander, verliebt und ihre zunehmende Opposition gegen Luise auf ihren geteilten Körper verlagert. Sie verlangt die Trennungsoperation, auch wenn als sicher gilt, dass nur eine von ihnen überleben wird. Luise, deren Chancen schlechter stehen, willigt ein. Sie erkennt erst jetzt, zu spät, dass sie nur in Einigkeit miteinander leben hätten können.

 

Die Thematik - so konkret sie sich im Libretto als Sonderfall darstellt - ist natürlich eine symbolische. Wie kann eine menschliche Beziehung, die immer auf Rücksicht und Selbstbeschränkung beruht, in

einer Welt bestehen, deren Dogma die unbedingte Selbstverwirklichung ist. Gerade der Topos der Politik, die doch das Miteinander der Menschen zu verwalten versucht, scheint ein ideales Labor, dieses Zerreissen von Bindungen darzustellen. Nicht umsonst wird der Sonderfall, in dem Marie und Luise, die siamesischen Zwillinge, leben, in der Welt der einzelnen Menschen eine Behinderung genannt. Sie behindern sich jedoch erst dann, wenn sie einander verlassen.

 

Gernot Schedlberger

Geboren 1976 in Steyr/Oberösterreich.

Nach Violin- und Klavierunterricht ab seinem vierten Lebensjahr am Brucknerkonservatorium Linz Studium Musiktheorie und Komposition von 1991 bis 1993, Diplom mit Auszeichnung im Oktober 1993. Von 1994 bis 1999 Studien an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien (Komposition und Orchesterdirigieren). Aufführungen seiner Werke (darunter vier einaktige Opern, zwei abendfüllende Ballettmusiken, Schauspielmusiken) im In- und Ausland, u.a. in Finnland, Deutschland, England, Kroatien und Russland (Moskauer Herbst). Dirigent zahlreicher eigener und fremder Uraufführungen, wie z.B. Dartington Express mit dem Ensemble 20. Jahrhundert Wien in Dartington/England, der beiden Bühnenmusiken O Wunder!Schöne Neue Welt am Schauspielhaus Salzburg und Tiergartenstraße 4 an der tribuene Berlin und der zwei abendfüllenden Musiken zum choreographischen Theater Der Ring des Nibelungen (in zwei Teilen) in der Regie/Choreographie Johann Kresniks an der Bonner Oper mit dem Beethoven Orchester Bonn.

 

Er ist auch als ausübender Musiker sehr aktiv, z.B. als (Solo-)Korrepetitorn (Musikverein Wien, Wiener Singverein u.a.) und Pianist. Korrepetition von Solistenproben mit namhaften Solisten und Dirigenten.

Seit Oktober 2003 unterrichtet er an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien als Assistent das künstlerische Hauptfach Harmonielehre/ Kontrapunkt bzw. Historische Satztechniken.

 

Zahlreiche Auszeichnungen

2007 Kompositionsförderung (Bundeskanzleramt), 2006 Würdigungspreis (Slatkonia-Preis 2006), 2005 Arbeitsstipendium der Republik Österreich, 2004 Kompositionsförderung (Bundeskanzleramt), 2002 Förderungspreis für Musik (Bundeskanzleramt Österreich), 2002 Theodor-Körner-Preis, 2002

Kompositionsförderung (Bundeskanzleramt), 2000 Clifton Parker Award (Dartington International Summer School), 1999 Würdigungspreis des Bundesministers für Wissenschaft und Verkehr.

 

Libretto. Kristine Tornquist

Eine Produktion von sirene Operntheater

 

Musikalische Leitung. Gernot Schedlberger

Regie. Kristine Tornquist

Bühnenbild. Andrea Költringer

Kostüm. Markus Kuscher

 

Mit: Salina Aleksandrova. Gerhard Hafner. Richard Klein. Johann Leutgeb. Iwona Sakowicz. Johannes Schwendinger. Günther Strahlegger. Lisa Rombach und Klaus Rohrmoser.

 

Das Rote Orchester: Claudia Schiske. Thomas Schön. Sabine Zwick. Hermann Ebner. Benjamin McQuade. Berndt Thurner. Ines Nowak-Dannoritzer. Martina Reiter. u.a.

 

Weitere Vorstellungen: 3., 4., 5., 8., 9. Jänner 2013 (20:00 Uhr)

 

Karten: Tel: 01/8020650 & tickets@palaiskabelwerk.at; www.oeticket.com; www.sirene.at

 

 

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