Voller aufblitzender Schlaglichter auf unsere gegenwärtigen Verstrickungen. Die Uraufführung setzt Claudia Bauer in Szene, die zuletzt Dostojewskis "Spieler" im Schweriner E-Werk auf die Bühne brachte und in deren Inszenierung Schmaerings "Seefahrerstück" den Förderpreis für junge Dramatik auf dem Stückemarkt am Berliner Theatertreffen 2005 errang.
Der Sagenkreis um die "Nibelungen" - so der Titel der Burgunder als Erben jenes sagenhaften, doch mit dem Fluch einer uralten Götterschuld beladenen Schatzes -, diese Erzählungen suchen seit über tausend Jahren noch immer nach Erklärungen dafür, weshalb das junge Burgunderreich am Rhein innerhalb von nur einer Generation unterging als sein Volk aus germanischen Migranten aus dem Ostseeraum im 5. Jahrhundert zwischen Römern und Hunnen fast völlig aufgerieben wurde. Ein Stoff, der uns seit dem 12. Jahrhundert in zahllosen Bearbeitungen überliefert ist, dessen Wurzeln aber noch weiter, durch die Völkerwanderungszeit hindurch, bis in die früheste Erinnerung der Menschheit zurückreichen.
Inmitten der Völkerwanderungswirren scheinen die Burgunder wie besessen davon, über sich selbst und die anderen hinauszuwachsen - ohne Rücksicht und um jeden Preis. Nur dass jeder der Burgunder sich von dieser Globalisierung etwas anderes erhofft: Kriemhild begehrt den Supermann, Gunther ersehnt die Superfrau, Giselher verehrt den Superhelden, Hagen erstrebt die Supermacht. Und um zu kriegen, was sie wollen, missbrauchen sie die Politik für ihre privaten Interessen, reißen alles mit in den sicheren Untergang und gehen schließlich sogar sehenden Auges in den Tod. Alles nur für ihren Wahn von Liebe, Macht und Tod.
Auch dem Dramatiker Heiner Müller galten die "Nibelungen" als "der deutscheste aller deutschen Stoffe". Denn, wie er 1984 in einem Interview sagte: "Deutschland spielt noch immer die Nibelungen." - So entfaltet sich heute wie damals das verhängnisvolle Wechselspiel zwischen Privatsphäre und politischer Bühne, aus dem Mythos in die Geschichte.
Inszenierung: Claudia Bauer
Bühne und Kostüme: Patricia Talacko und Bernd Schneider
Musik: Ulf Steinhauer
Mit:
Kriemhild Charlotte Sieglin
Brunhild Judith Raab
Siegfried Markus Wünsch
Hagen Nils Brück
Gunther David Lukowczyk
Giselher Johann Zürner
Etzel Martin Neuhaus
Drei Nornen Ulrike Hanitzsch, Katrin Huke, Andreas Lembcke
Im Auftrag des Mecklenburgischen Staatstheaters hat der in Berlin lebende
Weitere Vorstellungen am 11.2. um 18 Uhr und am 22.2. um 19.30 Uhr im Großen Haus Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de