Gemeinsam mit ihrem Partner Julian reist die Erzählerin von Paris nach Wien und resümiert ihr bisheriges Leben – nicht chronologisch und stringent wie in einer herkömmlichen Biografie, sondern fragmentarisch, traumartig, verfliegend. Die „Reise durch die Nacht“ ist ein gewaltiger Bewusstseinsstrom, der unmittelbar vom Körper ausgeht. Augenblick für Augenblick führt die Reise ins Innere, den Nachtraum des Bewusstseins: „Eine Erzählweise haben? Auf welche Erzählweise ist überhaupt noch Verlaß, welche Erzählweise ist noch vertretbar, wir wollen nicht mehr eine Geschichte erzählt bekommen, wir wollen nicht mehr eine Geschichte erzählen müssen, die zerrissenen Gefühle, die eingebrochenen Gesten nehmen zu einer Repetitionsmechanik Zuflucht, hypnotischer Kreisgang, ein dem Leben abgelauschtes Wiederholungsprinzip.“
In den euphorischen Blick der Erzählerin kommen die Sommeraufenthalte in einem kleinen Dorf, die Beziehungen zu Julian und Lerch, Erinnerungen an die eigene Kindheit und an den verstorbenen Vater, die Vergänglichkeit und der Verfall des eigenen Körpers. Abwesendes wird in dieser Lebensaufzeichnung ins Präsens gebracht, Totes und Lebendiges berühren einander, das Hier und Jetzt meint verschiedene Orte und Zeitpunkte zugleich, eine Reise hinab ins Totenreich, eine Reise hinaus ins Leben.
In Auseinandersetzung mit Mayröckers Meisterwerk „Reise durch die Nacht“ entwickelt die britische Regisseurin Katie Mitchell am Schauspiel Köln – nach „Wunschkonzert“ von Franz Xaver Kroetz, Virginia Woolfs „Die Wellen“ und W.G. Sebalds „Die Ringe des Saturn“ – ihre Theaterästhetik weiter.
Regie: Katie Mitchell,
Video: Leo Warner,
Bühne: Alex Eales,
Sound: Finn Ross,
Dramaturgie: Jan Hein
Mit: Nikolaus Benda / Daniel Betts / Frederike Bohr / Ruth Marie Kröger / Renato Schuch / Julia Wieninger
weitere Vorstellungen am 14., 16., 17.,18., 19., 20., 21., 23., 26., 30. und 31. Oktober