Serien und Soaps sind diesem Berserker des Gegenwartsdiskurses Modell in vielerlei Hinsicht. Theoreme und Probleme des durch und durch globalisierten, paranoiden Großstadtindividuums spielen sämtliche Haupt- und Nebenrollen und wandern von Episode zu Episode.
Text ist im Pollesch-Theater kein Prinzip, das Identitäten herstellen soll, sondern ein Denkvorgang, dem Zuschauer und Schauspieler, beiderseits stets am Rande der Überforderung, vergnüglich beiwohnen.
Das Spiel: Ein verzweifelter Versuch "dran zu bleiben". Eines unter vielem anderen ist klar: Die "Normalarbeitsverhältnisse" in den westlichen Industrienationen stecken in der Krise. Und das hat Folgen. In den Metropolen der Südhalbkugel gehört es längst zur Überlebensstrategie, sich in einem chaotischen Nebeneinander von Faustrecht und Nachbarschaftshilfe, in verschiedenen, mitunter auch prekären Arbeitsverhältnissen, Gesetzesverstößen und einem mafiösen Umfeld immer wieder neu zu orientieren. Die Frage ist: Wie sieht unsere Arbeits- und Lebenswelt in Zukunft aus?
Der Diskurs unserer spätkapitalistischen Warenwelt muss auf die Bühne, in aller Pracht und in allen Lumpen. Und wenn es nicht anders geht, dann eben herausgeschrien und mit rasendem Tempo. Mit aller Magie der Verzweiflung und natürlich ohne jede Rücksicht. Denn Solidarität ist Selbstmord. Fürchtet Euch nicht vor der Endlosschleife.
René Pollesch ist vielfach ausgezeichneter Autor und Regisseur (meist in Personalunion), und Künstlerischer Leiter des Praters der Berliner Volksbühne. Außer an seiner Homebase und an den Münchner Kammerspielen sind seine Arbeiten auch in Wien und Hannover, Sao Paulo und Tokio zu sehen.
Regie René Pollesch
Bühne und Kostüme Janina Audick
Dramaturgie Julia Lochte
Licht Christian Schweig