Ein Ort vergrößerter Geräusche, ein Sammelbecken für die Heimatlosen. Die Protagonistin ist eine Frau, die obdachlos und verloren scheint und eine schmerzdurchwachte Nacht erlebt: Sie spricht in Rätseln, bleibt ungehört oder unverstanden, wir erleben einzig Fragmente ihrer Geschichte und ihrer Begegnungen.
Sciarrinos unverwechselbare Klangsprache, die oft die Grenzen des Klangs abtastet, verbindet sich mit einer neuartigen Dramaturgie. Flüsternde Klänge und vokale Andeutungen entspinnen eher innere als äußere Geschichten. Das Fragmentarische, Zögerliche, manchmal zeitlos Schwebende ersetzt vordergründige Theatralik und Aktion. Das Unterdrückte scheint wesentlicher als das Ausgedrückte, die Andeutung wichtiger als das Eindeutige. So umkreisen seine Musiktheaterwerke oft innere Räume oder scheinbar eingefrorene Gefühle. In einer immer lauter und schneller werdenden Welt schafft Sciarrinos Musiktheater Räume der Aufmerksamkeit und der Konzentration für Menschen und Ereignisse, die wir gerne übersehen und überhören.
„Die Einsamkeit ist nichts als die Oberfläche des Verlassen-Seins. Dieses verursacht noch tiefere Wunden, unsichtbare, deren Spuren sich verloren haben: Dieser Schrei kann wie eine Katastrophe in jedem von uns erwachen, in jedem Moment.“ (Salvatore Sciarrino)
Musikalische Leitung Tito Ceccherini – Inszenierung Andrea Schwalbach – Bühnenbild Anne Neuser – Kostüme Stephan von Wedel – Choreographie Thomas McManus – Dramaturgie Regine Elzenheimer – Chor Tilman Michael
mit Anna Radziejewska (La donna), Thomas Lichtenecker (Un giovane / Voce lontana), Artur Janda (Un passante/Un poliziotto), Thomas McManus (Tänzer) u. a.
die nächsten Vorstellungen: 28. Mai, 1. und 6. Juni, 1. Juli 2011
Kartentelefon: 0621- 16 80 150, www.nationaltheater-mannheim.de