Als Kandaules von einem Kurztrip in sein persisches Herkunftsland völlig überraschend mit einer vollverschleierten Ehefrau zurückkehrt, brechen Gräben auf. Kandaules mag den entsetzten Freund nicht verlieren; seiner frisch vermählten Gattin Nyssia aber will er – trotz eigener Aufgeklärtheit – Überzeugung und Burka auch nicht wegnehmen. So ersinnt er einen folgenschweren Plan: Im Schlafzimmer versteckt, soll Gyges Nyssia ohne Schleier sehen, um Kandaules’ Liebesglück begreifen zu können. Und tatsächlich – beim Anblick der jungen Frau begreift und vergisst Gyges alles. Dass er dabei selbst gesehen wird, führt in die Katastrophe.
Hüllenlose Werbung und westliche Hemmungslosigkeit stehen gegen Burka und Ehrenmord. Hausautor Soeren Voima, von dem bereits Bearbeitungen von Grimmelshausens »Simplicissimus« und Stefan Zweigs »Sternstunden der Menschheit« auf dem Spielplan waren bzw. sind, spitzt in seiner Übertragung den altgriechischen Mythos von der entschleierten Frau in die grausam aberwitzige Banalität des Heute zu.
REGIE Tina Lanik
BÜHNE UND KOSTÜME Stefan Hageneier
MUSIK Rainer Jörissen
CHOREOGRAFISCHE MITARBEIT Wesley D’Alessandro
DRAMATURGIE Volker Bürger
MIT Meriam Abbas, Carolin Eichhorst, Rainer Frank, Janko Kahle, Thomas Mehlhorn