Bratislava, kurz vor der Samtenen Revolution – ein Mann beschreibt seiner nach Westeuropa geflohenen Frau in Form von Wetterberichten sein untergehendes kommunistisches Land. Wien heute, keine Revolution – ein überforderter Sozialarbeiter versucht einen jungen Gewalttäter zu einer Aussage zu bewegen.
Was bringt Menschen dazu sich zur Wehr zu setzen? Wann bringt ein repressiver Staat Widerstand hervor und gibt es einen solchen überhaupt, wenn keine Feindbilder existieren? Wie viel wiegt ein Wort, wenn nicht alles gesagt werden darf, und wie viel, wenn alles gesagt werden kann? Eben sprach ich mit einer Freundin über die aktuelle Situation in Ungarn, und dass Europa nur im Sprechen über den Euro vorkommt, aber eine Diktatur duldet. Mich mit Geschichte zu befassen hat nichts mit Vergangenheit zu tun, sondern mit einer Auflösung und Wiederholbarkeit von Zeit. Ich kann Dinge zu Hilfe nehmen, die bereits besser analysiert sind. Seltsamerweise fällt das Heute immer am ratlosesten aus. Diese Frage
würde ich gern in den Raum stellen. Ich möchte wissen, woher meine Angst kommt. Eine Form von
Widerstand ist vielleicht, Figuren im Widerstand zu erfinden. (Anne Habermehl)
Anne Habermehl:
geboren 1981 in Heilbronn. Studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.
Stücke: u.a. Letztes Territorium (UA 2008, im Rahmen der Autorentheatertage am Thalia Theater Hamburg; eingeladen zum Festival „Radikal jung“ am Münchner Volkstheater), Narbengelände (UA 2011 in eigener Regie bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin). 2008 Teilnehmerin des Dramatiker-Workshops des Theatertreffens Berlin und Preisträgerin des Werkauftrages. In der Spielzeit 2008/09 war sie Stipendiatin des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus und 2009
Teilnehmerin des Workshops bei Simon Stephens des Obrador d’estiu im Sala Beckett, Barcelona.
Am Schauspielhaus Wien inszenierte sie in der Spielzeit 2012/13 ihr für das Schauspielhaus
geschriebenes Stück Luft aus Stein (eingeladen zu den Autorentheatertagen 2013 am Deutschen Theater Berlin).
In der Spielzeit 2013/14 ist sie Hausautorin am Schauspielhaus Wien
Mit
Gideon Maoz
Regie: Anne Habermehl
Bühne/Kostüme: Anna Panzenberger