Dass die Orientierung an Mozart für einen avantgardistischen Komponisten und für die zeitgenössische Oper zukunftsweisend sein kann, zeigt die mutige Unternehmung von Thomas Pernes, eine "neue" Zauberflöte zu komponieren.
Sein erstes Opernwerk ist als Stellungnahme zu Mozarts wohl berühmtester Komposition zu verstehen und keinesfalls als Bearbeitung der "Zauberflöte". Ohne die Errungenschaften der Neuen Musik zu leugnen, findet Pernes
Knotenpunkte zu Mozarts Klangsprache. Jazz und elektronische Musik sind ebenso Teil dieser gewaltigen Komposition wie aus dem Off eingespielte Mozartfragmente. Die Zahl der SolistInnen und die Besetzung des Orchesters entsprechen der Mozart-Zauberflöte, ebenso wie die Grundzüge der Handlung.
"Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bietet die Chance einer Neupositionierung und damit auch die Möglichkeit, mit dieser Rückendeckung einen Blick in eine Zukunft zu werfen." (Thomas Pernes, Dezember 2005)
Thomas Pernes und LibrettistIn Gloria G. verlegen das Geschehen der Zauberflöte aus der Märchenzeit in das Heute und aus Sarastros Sonnentempel in das Haus eines mächtigen Wirtschaftstycoons. Auf einer opulenten Businessparty bricht in einer Menge von Freaks ein junger Mann (Tamino) zusammen und beginnt im Zwischenraum von Traum und Wirklichkeit die Suche nach seiner eigentlichen Identität. In Liebe zu seinem weiblichen Alter Ego (Pamina) entflammt, scheint er schließlich sich selbst zu begegnen.
Regisseur Andreas Leisner und Ausstatter Walter Schütze rücken die Problematik des Individuums, das sich in seinem Umfeld nicht mehr zurechtfindet, und die Perversion des Pseudo-Humanismus der heutigen Führungseliten in den Mittelpunkt der Inszenierung. Das Geschehen entwickelt sich rund um die Frage nach den menschlichen Grundwerten in einer kapitalistisch genormten Gesellschaft, in der die Bewahrung von Identität die größte Bewährungsprobe ist.
"Zauberflöte 06" (Premiere: 19. März) ist ebenso wie die kurz darauffolgende Produktion der Neuen Oper Wien, "Requiem für Piccoletto" (Oper von Dieter Kaufmann; Premiere: 28. März), ein Auftragswerk des Wiener Mozartjahres, in dem Neue Oper Wien-Intendant Walter Kobéra bewusst das Zeitgenössische vor die bloße "Reanimation" des gefeierten Genies reihen will. Beide Opern werden alternierend in der Halle E im Museumsquartier gespielt. Kombitickets ermöglichen den vergünstigten Eintritt an zwei Abenden bei der Neuen Oper Wien!
Musikalische Leitung Walter Kobéra
Inszenierung Andreas Leisner
Bühne und Kostüm Walter Schütze
Lichtdesign Norbert Chmel
Chorleitung Michael Grohotolsky
Dramaturgie Alexandra Noël
Tamino Alexander Kaimbacher
Pamina Rebecca Nelsen
Sarastro Steven Gallop
Königin der Nacht Gerhard Karzel
Sprecher Dieter Kschwendt-Michel
Zeitungsverkäufer Mamuka Nikolaishvili
1. Dame Maria Droulou
2. Dame Petra Halper-König
3. Dame Maida Karisik
Businessmen Martin Guthauer, Bernd Hemedinger, Elijah Lim, Günther Strahlegger, Wolfgang Veith
Boys Natalie Hurst, Heike Metz, Julia Scheschina, Klara Steinhauser
Zuspielungen
Die Stimme Helga Illich
Pamina Roswitha Meyer
Sarastro Detlev Eckstein
Musiker Oliver Augst, Marcel Daemgen, Christoph Korn, Jean-Paul Celea, Thomas Pernes,
Wolfgang Reisinger, Karl Ritter, Harry Sokal
Aufnahmeleitung und Tontechnik Karl Petermichl
amadeus ensemble-wien
Chor der Neuen Oper Wien
Weitere Vorstellungen: 29., 30., 31. März 2006, 19.30 Uhr