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Wien-Premiere: DIE WELLE von Reinhold Tritt zu Gast im Volkstheater

Am 17. Dezember 2008 um 11.00 Uhr

Eine Produktion des european grouptheater mit seiner jugendtheatercompany unter der Leitung von Ricky May.

 

Es geschah 1967: San Francisco ist auf dem Höhepunkt der Hippiebewegung, Flower Power und Blumenkinder werden zum Symbol einer Sehnsucht nach Freiheit und Individualität.

 

In Palo Alto, unweit von San Francisco, unterrichtet Ron Jones, der echte „Mr. Ross“, Geschichte in einer kalifornischen High School. Die Schüler glauben nicht, dass eine Minderheit eine Mehrheit gegen ihren Willen einschüchtern und beherrschen kann. „Wenn die Mehrzahl der Deutschen keine Nazis waren, warum hat denn keiner versucht, den Holocaust zu verhindern?“ Diese Frage einer Schülerin bewegte Ron Jones 1967 ein Experiment zu starten.

 

Ron Jones:“ Ich wollte, dass die Schüler erfahren, wie es damals in Deutschland zuging. Sie sollten aber nicht nur etwas darüber lesen, sondern selbst erleben, was es heißt, z. B. gleichzeitig aufzuspringen und irgendetwas zu brüllen oder in einer sehr disziplinierten Weise dazusitzen, oder von einer Person abhängig zu sein, die einem dauernd sagt, was man machen soll.“

 

Disziplin und Gemeinschaftssinn werden als neue Tugenden der Klasse einstudiert. Als dann die Gruppe zur Aktion schreitet und eine Bewegung auslöst, die sich über die ganze Schule verbreitet, gerät das Experiment außer Kontrolle. Die Schüler sind nicht nur bereit ihre Individualität zugunsten eines bequemen, unselbständigen und disziplinären Verhaltens aufzugeben, sondern zwingen auch andere Schüler Mitglied der Welle zu werden. Ist alles nur ein Spiel oder werden hier die menschlichen Gerhorsamsmechanismen wieder in Gang gesetzt?

 

„Drei Viertel der Durschnittsbevölkerung können einer Autorität folgen, andere unschuldige Menschen quälen, foltern und liquidieren.“ Zu dieser Erkenntnis kam Stanley Milgram bei seinen wissenschaftlichen Experimenten mit simulierten Elektroschocks. Obwohl keine direkte Parallele zwischen diesen Experimenten und dem Nationalsozialismus besteht, so zeigt es doch die Bereitschaft von Menschen im Rahmen einer gegebenen Ordnung unter Ausschluss von moralischen Erwägungen zu funktionieren. Die Handlungen der Menschen im Dritten Reich bleiben ein Phänomen, das sich hoffentlich nicht so leicht wiederholen wird.

 

Ron Jones: „Ich glaube, irgend jemand hätte am Anfang gleich aufstehen und sagen sollen: „Mr. Jones, ich folge Ihnen nicht, ich sage Ihnen, das ist schlecht, was sie machen!“ Dann hätten wir anfangen können darüber zu reden. Aber während des ganzen Experiments hat sich niemand dagegen gewehrt; kein Schüler, kein Lehrer, von den Eltern niemand und niemand von den Geistlichen – und das ist es, was mich erschreckt hat.“

 

Zehn Jahre lang war dies ein wohlgehütetes Geheimnis. Erst dann entschloss sich Ron Jones die Ereignisse als Geschichte zu veröffentlichen, auf der sowohl der Roman von Morton Rhue als auch die Theaterfassung von Reinhold Tritt basieren.

 

Nach dem großen Erfolg von „Gotteskrieger“ begrüßt das Volkstheater erneut das european grouptheater mit seiner jugendtheatercompany unter der Leitung von Ricky May.

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