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"Zerbombt" von Sarah Kane - Theater Bonn

Premiere Donnerstag, 27. Okt | 20 Uhr | Werkstatt

1995 löste die Uraufführung von Sarah Kanes erstem Theaterstück »Blasted« (ZERBOMBT) am Royal Court Theatre in London einen der größten Theaterskandale in Großbritannien aus. Die in Text und Inszenierung konsequente Entwicklung des Themas Gewalt, beschrieben zunächst als Krieg zwischen den Geschlechtern, der später in ein reales Kriegsgeschehen mündet, irritierte und verstörte die Zuschauerinnen und Zuschauer: Zwei Menschen im Hotelzimmer einer Stadt, ein Mann und eine Frau.

 

Copyright: Thilo Beu

Er ist Journalist und schwer krank, sie seine frühere Geliebte. Sie sucht Nähe, er will mit ihr schlafen; sie weigert sich, er vergewaltigt sie. Sie verliert das Bewusstsein. Er leidet unter Verfolgungswahn und denkt, dass Menschen ihm auflauern, die ihn töten wollen. Nachdem sie durchs Badezimmerfenster geflohen ist, dringt tatsächlich ein Soldat ins Zimmer ein. Dieser berichtet von den Grausamkeiten des Krieges, der mittlerweile auf der Straße tobt. Der Soldat ist nicht als Befreier gekommen, sondern verübt all die zuvor beschriebenen Brutalitäten an dem wehrlosen Mann. Danach erschießt er sich selbst. Aus dem Kammerstück und Beziehungsdrama wird ein surrealer Albtraum, dessen Schrecken sich unvermindert fortsetzt, als sie zurückkommt.

Sarah Kane schrieb diesen Text unter dem Eindruck der Balkankriege; ihre Erzählung hat durch die Ereignisse der letzten Zeit eine geradezu beängstigende Aktualität gewonnen. Die zunächst scheinbar private Situation zweier Menschen in einer gewalttätigen und dysfunktionalen Zweierbeziehung ist nur eine Vorstufe der eskalierenden Gewaltbereitschaft in einer kaputten Gesellschaft, von der es zur Realität eines Krieges nur eines kleinen Schrittes bedarf.

Charlotte Sprenger verwirklichte bereits als Regieassistentin am Schauspiel Köln erste eigene Arbeiten und inszeniert seitdem u. a. am Staatstheater Karlsruhe, am Thalia Theater in Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. ZERBOMBT ist nach MINNA VON BARNHELM und der digitalen Produktion PRINZESSINNENDRAMEN ihre dritte Arbeit am Theater Bonn.

Ian  Sören Wunderlich
Soldat  Christian Czeremnych
Kate  Julia Kathinka Philippi

Regie  Charlotte Sprenger
Bühne und Kostüme  Maximilian Schwidlinski
Licht  Ewa Górecki
Dramaturgie  Jens Groß
Regieassistenz  Anna Woetzel
Ausstattungsassistenz  Alexandra Puls
Inspizienz  Sascha Maurice Höchst
Soufflage  Kerstin Heim

Nächste Aufführungen: 2. & 9. November  

 

 

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