Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
»1984« von George Orwell - Deutsches Theater in Göttingen »1984« von George Orwell - Deutsches Theater in Göttingen »1984« von George...

»1984« von George Orwell - Deutsches Theater in Göttingen

Premiere Sa, 19.08.2017, 19:45 Uhr, DT — X Tiefgarage. -----

Als George Orwell 1948 seinen utopischen Roman »1984« schrieb, galt seine Kritik dem real existierenden Kommunismus der Sowjetunion unter der Herrschaft Stalins. Die düstere Zukunftsprognose vom Leben in einem Überwachungsstaat ist seitdem immer wieder zitiert worden, wenn es darum ging, die Bürgerrechte gegen totalitäre Tendenzen zu verteidigen.

1984 ist längst Vergangenheit, auf den ersten Blick scheinen sich die freien Demokratien behauptet zu haben. Ist »1984« also Geschichte geworden?

 

Robert Icke und Duncan Macmillan treten mit ihrer Bearbeitung den Gegenbeweis an. Ohne das Original zu beschädigen, schlagen sie Brücken in die Gegenwart. Aus einer nicht allzu fernen Zukunft – vielleicht 2050 – betrachten sie das Schicksal des Winston Smith, der sich gegen einen allgegenwärtigen Staat auflehnt, Freiheit in der Liebe zu Julia sucht, in der er glaubt, eine Mitstreiterin gefunden zu haben. Aber wie soll man seinen Standpunkt verteidigen, wenn es keine objektive Wahrheit mehr gibt? Wenn selbst die eigene Biografie sich aufzulösen scheint, weil Details aus ihr verschwinden. Was tun, wenn Geschichte durch Geschichten ersetzt wird, die jedes Individuum sich selbst erzählt und zur Wahrheit erklärt. Woran soll man sich orientieren, wenn das Ich zur letztgültigen Instanz wird?

 

Es ist zu beachten, dass die Tiefgarage auch an warmen Sommerabenden ein kühler Ort ist! Warme Kleidung wird empfohlen.

 

George Orwell

George Orwell, eigentlich Eric Arthur Blair, 1903 in Indien geboren, war Romanautor, Essayist, Journalist. Wie viele europäische Intellektuelle kämpfte er ab 1936 im spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten. Seine beiden dystopischen Romane »Farm der Tiere« und »1984« haben ihn weltberühmt gemacht. 2007 veröffentlichte Dokumente belegen, dass er wegen seiner linken Ideen ab 1929 von einer Spezialabteilung von Scotland Yard überwacht wurde. Pikanterweise hat er aber auch selbst für den britischen Geheimdienst gearbeitet. Als er 1950 starb, lag das Erscheinen von »1984« gerade mal ein Jahr zurück. Mittlerweile ist das Buch in mehr als 30 Sprachen übersetzt und hat Millionenauflagen erreicht.

 

Vom 19. August bis 10. September läuft George Orwells Utopie in der DT — X Tiefgarage als multimedialer Erlebnisraum. Die Teilung in Zuschauerraum und Bühne wird aufgehoben, das Theater hörbar und räumlich neu erfahrbar. Der Roman, an dem sich auch die Göttinger Inszenierung orientiert, wurde 1948 verfasst, die Theaterfassung von Robert Icke und Duncan Macmillan projiziert »1984« unter anderem auf das Jahr 2050.

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑