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300 mal "Ab heute heisst du Sara" im Berliner GRIPS Theater

Am 18. Januar 2008 feiert das Theater die die 300. Vorstellung von AB HEUTE HEISST DU SARA, der Dramatisierung von Inge Deutschkrons autobiographischem Bericht „Ich trug den gelben Stern“.

Seit der Uraufführung 1989 werden bis zum Jubiläum am 18. Januar weit über 100.000 Zuschauer AB HEUTE HEISST DU SARA im GRIPS Theater gesehen haben. Das Stück wurde über vierzig Mal nachinszeniert (u.a. in Israel), vom ZDF aufgezeichnet, und vom RIAS als Hörspiel produziert. Das GRIPS gastierte damit im November 1989 in Moskau, im Mai 1990 in der DDR (Deutsches Theater Berlin), und im Juni 1990 in Bonn / Bad Godesberg.

Ab 16 Jahre:

Ab heute heißt du Sara

33 Bilder aus dem Leben einer Berlinerin von Volker Ludwig und Detlef Michel

nach dem autobiographischen Bericht „Ich trug den gelben Stern“ von Inge Deutschkron

1933 ist Inge elf Jahr alt, eine aufgeweckte Berliner Göre, die nicht begreifen will, warum sie plötzlich nicht mehr auf der Straße spielen darf. Jüdin in den folgenden Jahren zu sein, das heißt für Inge nicht nur Demütigungen, Übergriffe und Beschränkungen, sondern auch weder Kino noch Tanzsäle zu kennen, heißt erwachsen zu werden, ohne jung gewesen zu sein.

"Ab heute heißt du Sara!", sagt ein Polizeibeamter 1938 zu der 16-jährigen Inge und stempelt ein "J" in ihren Ausweis - "J" wie Jude. Von nun an ändert sich alles im Leben der selbstbewußten Berlinerin. Otto Weidt, der Besitzer einer Blindenwerkstatt, stellt Inge, allen Gesetzen zum Trotz, in seinem Büro an. Doch nach dem Beginn der Deportationen 1941 sehen sich Inge und ihre Mutter gezwungen unterzutauchen.

Das Stück erzählt von der Angst der Verfolgten, von den Menschen, die Inge Deutschkron und ihrer Mutter geholfen haben und die für sie „stille Helden“ wurden, und nicht zuletzt vom kämpferischen Mut eines jungen Mädchens, das nicht aufgibt.

Es spielen: Thomas Ahrens, Daniel Jeroma, Katja Götz, Michaela Hanser, Ester Daniel, Dietrich Lehmann, Julia Schubert, Roland Wolf, Renate Reiche, Kathrin Osterode, Christian Veit, Jörg Westphal

Inge Deutschkron und Berlin

Die Schriftstellerin und Journalistin Inge Deutschkron lebt nach langen Jahren in Tel Aviv seit 1989 wieder in Berlin, nicht zuletzt ermutigt durch ihre Erfahrungen mit dem Theaterstück "Ab heute heißt heißt du Sara":

„... Je länger ich in den Proben saß, desto sicherer wurde ich. Und das hatte

auch etwas mit der besonderen Art zu tun, in der Theaterleiter und Schauspieler miteinander umgingen. Hier gab es nichts Patriarchalisches, keine Stufengesellschaft, sondern menschliches Miteinander. ... Ich nahm wahr, daß es ihnen um ein gemeinsames Ziel ging, das da heißen könnte, den Menschen menschlicher zu machen. Sehr bald bekam ich das Gefühl, dazuzugehören zu dieser GRIPS-Familie, denn ich teilte ihre Aspirationen. Nun schien mir auch Volker Ludwigs Frage, ob ich mir vorstellen könnte, wieder in Berlin zu leben, die er mir zu Anfang unserer Bekanntschaft gestellt harte, längst nicht mehr so absurd. Sicher spürte er damals, wie sehr ich von dieser Stadt geprägt worden war. Das Erlebnis mit dem Theater, mit den meist jungen Schauspielern und das Zusammentreffen mit jungen Berlinern, die das Theaterstück AB HEUTE HEISST DU SARA fasziniert aufnahmen, ermutigten mich. Ja, mehr noch, sie gaben mir eine lange nicht gekannte Sicherheit zurück, mich in Berlin, der Stadt, in der ich so viel gelitten hatte, wieder frei bewegen zu können. Die Zusammenarbeit mit Volker Ludwig hat das zuwege gebracht und wurde zur Grundlage einer Freundschaft, für die ich zutiefst dankbar bin.“

(aus: Stefan Fischer-Fels (Hg.): Der Schriftsteller Volker Ludwig. Kabarettautor. Liedtexter. Stückeschreiber. Berlin 1999)

Seit 18 Jahren führt Inge Deutschrkon als Zeitzeugin Gespräche mit Schülern und gibt Einblick in ihr bewegtes Leben. Inge Deutschkron setzt sich heute besonders dafür ein, dass Menschen, die Juden gerettet haben, vom deutschen Staat anerkannt und geehrt werden. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass seit 1993 am Haus Rosenthaler Straße 39 eine Gedenktafel an Otto Weidt erinnert. Seit Gründung des Fördervereins "Blindes Vertrauen e.V." amtiert Inge Deutschkron als dessen Vorsitzende.

1999 entdeckten Studenten des Studiengangs Museumskunde an der FH Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin bei Nachforschungen in der Rosenthaler Str. 39, dass noch drei Originalräume der Blindenwerkstatt von Otto Weidt erhalten waren, einschließlich des Verstecks für vier jüdische Menschen.

Die restaurierten Räume und eine Ausstellung gehören mittlerweile als eigenständiges Museum zu den "Gedenkstätten des Deutschen Widerstands".

Ausführliche Informationen erhalten Sie direkt unter:

Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt

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