Um sich wachzuhalten, unterhalten sich die beiden. Über Alexander den Großen, Frauen, Gott und die Welt. Der jüngere der beiden ist redselig, ein Schwätzer, dessen Besserwisserei durchaus komische Züge trägt. Der ältere ruht in seiner Lebenserfahrung. Zu vieles hat er gesehen, um nicht über ihre Arbeit ins Grübeln zu kommen. Jobs sind rar, und wie alle brauchten die beiden doch nur ein bisschen Geld zum Überleben. Darum haben sie sich von der Regierung anwerben lassen. Ihre Aufgabengebiet: illegale Einwanderer.
Der spanische Autor Carlos Eugenio López, geboren 1954 in Léon, verließ Spanien 1977 und lebt nach Stationen in Frankreich und England inzwischen in Griechenland. Mit seinem ausschließlich aus Dialogen bestehenden Roman über die beiden Killer im Auftrag der »Festung Europa« hat er einen ebenso bösartigen wie hintersinnigen Kommentar auf den abendländischen Humanismus und die moderne Dienstleistungsgesellschaft verfasst. López lässt seine beiden Protagonisten, den Vorlauten und den Scheuen, den Nullachtfünfzehn-Rassisten und den Typ »unauffälliger Arbeitnehmer«, bei ihrer nächtlichen Fahrt mit Leiche virtuos auf der Klaviatur von Smalltalk und Philosophie, Männerzoten und Männerfreundschaft, Groteske und Poesie spielen. Da geht es um die Mutter aus La Mancha, die es niemals geschafft hat, »Don Quijote« zu lesen, darum, ob der eine den anderen erschießen würde, wenn er durch einen Unfall querschnittsgelähmt würde, um Frauen, Masturbation, das Verhältnis von Prostitution und Marktwirtschaft, um gute und schlechte Werbespots, König Philipp II., Papst Johannes XXIII. und Stalin, um die Augenfarbe ihrer 29 Opfer, darum, dass Spanien den Spaniern gehört, Afrika den Tieren und dass man sich wehren muss im Leben: »Es ist eine Sache, den Kopf in den Sand zu stecken, und eine andere, sich eine Kugel zu geben. Es gibt auch noch etwas in der Mitte.«
Die Welt, das Geld, die Verhältnisse und die Kunst des Absaufens – López’ Killer sind Experten des Alltags, in jeder Hinsicht. Carlos Eugenio Lopéz´ abgründiger Roman ist ein einziger langer Dialog. Für die Bühne bearbeitet, ist »Abgesoffen« erstmals auf einer Braunschweiger Bühne zu erleben.
Inszenierung: Simon Paul Schneider
Bühne und Kostüme: Felicia Schick, Simon Paul Schneider
Musik: Sonja Möller
Dramaturgie: Axel Preuß
Mit: Philipp Grimm, Klaus Lembke