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"Amphitryon" - Ein Lustspiel nach Molière von Heinrich von Kleist - Anhaltisches Theater Dessau

Premiere: 11. Dezember 2015, 20 Uhr, Altes Theater/Studio. -----

»Ich hätte für sein Bild ihn halten können, Dem Leben treu ins Göttliche verzeichnet.« Eine Frau staunt darüber wie großartig ihr Ehemann letzte Nacht war. Er war überragend, wie ein Gott. Sie ist beglückt und verwirrt. Und das zu Recht.

In Heinrich von Kleists Amphitryon werden die Menschen in Verwirrung gestürzt. Der Göttervater Jupiter bekommt Lust auf die schöne Sterbliche Alkmene und wendet, um sie zu verführen, einen Trick an. Er besucht sie in Gestalt ihres Ehemanns Amphitryon, den sie so sehr liebt, dass sie nur ihn als Geliebten empfangen kann. Begleitet wird Jupiter zudem von seinem Boten Merkur, der in Gestalt des Dieners Sosias dafür sorgt, dass diese besondere Nacht länger dauert als gewöhnlich und dadurch zusätzlich Verwirrung stiftet. Heikel wird es, als Amphitryon mit seinem Diener Sosias aus dem Krieg nach Hause kehren will – denn plötzlich ist Amphitryons Platz in Theben schon besetzt und auch Sosias trifft jemanden an, der ihm gleicht wie ein Wassertropfen dem anderen … So entspinnt sich eine böse, aberwitzige Komödie um die Frage „Wer ist ich?“.

Das sprachlich brillante Lustspiel nach einer Vorlage des französischen Dramatikers Molière spielt bei Kleist nur zum Schein in einem antiken Griechenland. Theben ist in Amphitryon vielmehr ein Traumort, in dem Idealisierungen und Überhöhungen von Menschen als Götter auftreten können. Diese Menschen reden weiterhin von Bratwurst, Kohl und vom Teufel (Dingen, die eher 1806 in Berlin zu finden waren, als im 5. Jahrhundert vor Christi Geburt in Athen). Die Freiheit von Kleist im Umgang mit dieser Scheinantike bringt uns eine Welt nahe, in der sich die Menschen größer träumen als sie sind – und daran scheitern.

Ähnlich wie in den virtuellen Gegenwelten unserer Zeit, ähnlich wie in unserer Gesellschaft der Selbstoptimierung, in der das „Yes, you can!“ jeden Zweifel wegwischt, werden die Fragen „Wer sind wir wirklich?“ und „Wo sind unsere Grenzen?“ dringlich. Die Frage, warum sich Amphitryon, nachdem alles aufgeklärt ist, noch einen Halbgott-Sohn als Belohnung wünscht, führt uns ins Herz unserer eigenen Verwirrung.

Inszenierung Boris von Poser

Bühnenbild Boris von Poser

Kostüme Jessica Karge

Dramaturgische Beratung Maximilian Löwenstein

Jupiter Patrick Wudtke

Merkur Boris Malré

Amphitryon, Feldherr der Thebaner Sebastian Müller-Stahl

Sosias, Diener des Amphitryon Gerald Fiedler

Alkmene, Gemahlin des Amphitryon Katja Sieder

Charis, Gemahlin des Sosias, Dienerin der Alkmene Illi Oehlmann

Freitag, 11.12.2015 — 20 Uhr, Altes Theater/ Studio

Donnerstag, 17.12.2015 — 18 Uhr, Altes Theater/ Studio

Samstag, 19.12.2015 — 20 Uhr, Altes Theater/Studio

Samstag, 26.12.2015 — 20 Uhr, Altes Theater/Studio

Mittwoch, 6.1.2016 — 20 Uhr, Altes Theater/Studio

Freitag, 29.1.2016 — 20 Uhr, Altes Theater/Studio

Freitag, 12.2.2016 — 20 Uhr, Altes Theater/Studio

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