Als dieser aus dem Krieg nach Hause kommt, muss er erfahren, dass er bereits in der letzten Nacht bei ihr war. Nicht nur Alkmene gerät über den tragischen Zweifel, ob sie mit dem richtigen Gemahl geschlafen hat oder nicht, in eine beklemmende Gefühlsverwirrung. Der Widerspruch zwischen unfehlbarem inneren Gefühl und täuschender Wirklichkeit führt zu Missverständnissen und Identitätszweifeln. Nach einer Konfrontation der beiden scheinbaren Gatten gibt sich Jupiter schließlich unter Donner und Blitz als Gott zu erkennen. Alkmene sinkt ohnmächtig zu Boden: „Ach!“ Kein anderer Autor hat sich auf rätselhaftere Weise mit dem antiken Amphitryon-Stoff auseinandergesetzt als Heinrich von Kleist in seinem „Lustspiel nach Molière“. Er lässt seine Figuren hier in verstörendste Verwirrungen stürzen lässt und stellt die Frage nach der untrüglichsten aller vermeintlichen Gewissheiten ins Zentrum: die Frage nach der eigenen Identität. „Ist diese Hand mein? Gehört das Bild mir, das der Spiegel strahlt?“ zweifelt Alkmene und sucht nicht nur nach Selbstvergewisserung, sondern viel grundsätzlicher nach der Möglichkeit von Wahrheit in einer durch Sein und Schein verwirrten Welt.
Inszenierung Karin Henkel
Bühne Henrike Engel