Die Faschisten aber machen Jagd auf Juden. Die Andorraner haben nichts gegen die Juden. Allerdings gibt es in Andorra auch gar keine. Ausser Einem: Andri, der als Jude gilt, obwohl er unter Andorranern aufgewachsen ist. Sein Ziehvater, der Lehrer, sagt, er habe ihn als Säugling vor den Faschisten gerettet und nach Andorra mitgebracht. Das wurde ihm seinerzeit als grosse Tat angerechnet.
In Wahrheit ist es allerdings der Ausgangspunkt eines Dramas über Feigheit, Vorurteile und darüber, was es heisst, sich ein Bild von einem Menschen zu machen. Max Frisch sagt über dieses Stück, es habe nichts zu tun mit dem wirklichen Kleinstaat namens Andorra. «Gemeint ist auch nicht ein andrer wirklicher Kleinstaat; Andorra ist der Name für ein Modell.»
Regisseur Matthias Fontheim und Bühnenbildner Johannes Schütz situieren die Handlung von «Andorra» in einem abgeschlossenen Raum, in dem es keine Auf- und Abtritte geben wird, und der das Modellhafte von Frischs Parabel noch unterstreicht. Matthias Fontheim, der von 1978-81 die Regie- und Schauspielklasse der Schauspielakademie Zürich besuchte, arbeitet nach seiner Intendanz am Schauspielhaus Graz seit 2006 als Intendant am Staatstheater Mainz. Schütz, einer der renommiertesten Bühnenbildner der Gegenwart, hat am Schauspielhaus zuletzt die eindrücklichen Bühnenbilder von «Hier und Jetzt» und «Der Gott des Gemetzels»geschaffen.
In den beiden Hauptrollen sind zwei Nachwuchstalente besetzt: Die Rolle von Andri übernimmt Stefan Graf (Jahrgang 1981), der die Schauspielschule in Zürich besucht hat und am Schauspielhaus als Lysander in Christian Weises «Ein Sommernachtstraum» zu sehen war. Jetzt ist er im Ensemble in Mainz engagiert. Lisa Mies (Jahrgang 1983), Abgängerin des Max Reinhardt Seminar in Wien, spielt die Barblin.