Ihre Liebe bildet das stille Zentrum der Geschichte und für die Protagonisten einen Fluchtpunkt von Arbeit und Alltag. Beinahe vereinfachend wirkt die Liebesgeschichte in ihrer Schlichtheit und hat so etwas Zeitloses, Universelles. „Angst essen Seele auf“ schafft etwas, das Fassbinder am Hollywoodkino Douglas Sirks bewunderte und sich in seinem Ausspruch verdeutlicht: „Ich finde, dass Geschichten, je einfacher sie sind, auch umso wahrer sind“.
Ganz so simpel ist das alles trotzdem nicht. Der politische Sprengsatz ist an den `Boy-meets woman-Plot´ geknüpft. Der Blick richtet sich nicht nur nach innen, auf die Liebenden, sondern auch auf das Umfeld, das das Paar kritisch beäugt. Aus den xenophoben Reaktionen von Emmis Umwelt spinnt Fassbinder ein feines Netz um die Liebesgeschichte: Emmis Kinder, Kolleginnen und Nachbarn können den neuen Mann an Emmis Seite zunächst nicht annehmen. Hat die Liebe zwischen einer älteren deutschen Frau und einem deutlich jüngeren Araber hier und heute eine Chance, als Liebe akzeptiert zu werden? Vermuten wir keine finanziellen oder sexuellen Motive? Die gesellschaftliche Angst vor dem Fremden scheint unbesiegbar. Doch Emmi kämpft, und es berührt, wie die stolze Putzfrau für ihre junge Liebe einsteht.
Fassbinders Geschichte war in den 1970ern angesiedelt, als die erste Generation von Gastarbeitern in Deutschland angekommen war. Mittlerweile hat sich die Situation verändert. In manchen Vierteln deutscher Metropolen hat jeder Dritte eine Zuwanderungsgeschichte, in Mecklenburg-Vorpommern nur ca. jeder Dreißigste. Es ist bundesweit das Land mit dem niedrigsten Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Trotzdem oder deswegen trifft das Thema hier einen Nerv. Entsprechend bezieht die Berliner Regisseurin Claudia Geisler-Bading in ihrer Inszenierung die Stadt Schwerin mit ein, wenn sie von Arbeit, Mut und dem Anderen erzählt.
Inszenierung: Claudia Geisler-Bading,
Bühne und Kostüme: Claudia Charlotte Burchard
Mit: Brigitte Peters, Amadeus Köhli, Sebastian Reusse, Andreas Lembcke, Franziska Hayner, Anja Werner
Weitere Vorstellung: am 16. Oktober 2011 um 18 Uhr im E-Werk
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de