In Tadzio meint Aschenbach eine Vollkommenheit zu erkennen, um die er als Schriftsteller bislang vergeblich gerungen hat. Als Zuschauer und Anbetender gibt er sich ganz seiner Zuneigung hin, die sich immer mehr ins Dionysisch-Rauschhafte steigert.
Als die Cholera ausbricht, wird Venedig zu einem Ort des Todes. Am Strand sieht Aschenbach Tadzio und seinen Freunden ein letztes Mal beim Spielen zu.
Mit Thomas Manns Novelle nahm sich Benjamin Britten (1913–1976) für sein letztes, 1973 uraufgeführtes Opernwerk ein Stück Weltliteratur vor und schuf in seiner unverwechselbaren Klangsprache ein Schlüssel- und Alterswerk. Bilder innerer Gefangenheit und brennender Sehnsucht spiegeln sich in der labyrinthischen Atmosphäre Venedigs mythenmächtig wider. Dem Schriftsteller Aschenbach stellt Britten sechs geradezu mephistophelische Gegenspieler in einer Sänger-Gestalt gegenüber, die mal als Reisender, mal als ältlicher Geck, Gondoliere, Hotelmanager, Friseur oder Straßensänger erscheint, um sich schließlich als Stimme des Gottes Dionysos zu entlarven. Tadzio und seine Familie werden dagegen von Tänzern interpretiert und so auf raffinierte Weise von der gesungenen Aktion getrennt. Mit einer sparsamen, aber äußerst feinsinnigen Instrumentierung, in der die nur von Klavier begleiteten Selbstgespräche Aschenbachs in starkem Kontrast zu den lyrischen Ausbrüchen des Orchesters stehen, findet Britten zu einer bewegenden Ausdruckstiefe.
Mit „Death in Venice“ findet der Britten-Zyklus der Deutschen Oper am Rhein seinen Abschluss – wie
„Peter Grimes“, „Billy Budd“ und „The Turn of the Screw“, die anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten als Trilogie im November 2014 im Opernhaus Düsseldorf zu erleben sind, inszeniert von Immo Karaman und seinem Team.
Oper in zwei Akten
Libretto von Myfanwy Piper nach der Novelle „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann
Musikalische Leitung Lukas Beikircher
Inszenierung Immo Karaman
Choreographie Fabian Posca
Bühne Kaspar Zwimpfer
Kostüme Nicola Reichert
Licht Franz-Xaver Schaffer
Chorleitung Christoph Kurig
Dramaturgie Sonja Westerbeck
Gustav von Aschenbach Raymond Very
Der Reisende Peter Savidge
Die Stimme Apollos Yosemeh Adjei
Junger Mann / Hotelportier Florian Simson
Junger Mann / Hotelkellner / Bootsmann am Lido / Kellner Attila Fodre
Junger Mann / Fremdenführer / Priester / Clerk im englischen Reisebüro Torben Jürgens
Straßensängerin / Erdbeerverkäuferin / Zeitungsverkäuferin Alma Sadé
Straßensänger / Junger Mann / Gondoliere / Glasbläser Cornel Frey
Englische Lady / Spitzenverkäuferin Hagar Sharvit
Tadzio Jarod Rödel
Jaschiu Nikolai Petrak
Mutter Bettina Fritsche
Gouvernante Victoria Wohlleber
Schwester Elodie Lavoignat, Anna Maldonado, Franziska Angerer
Page / Faun / Friseurgehilfe Michael Kitzeder, Jochen Vogel
Page / Faun Toralf Vetterick, Ronaldo Navarro
Handpuppe / Faun / Page Francesco Pedone
Amerikaner Bo-Hyeon Mun, Eduardo Koch-Buttelli
Junger Mann Cesar Dima, Franz-Martin Preihs, Ingmar Klusmann
Französische Mutter Claudia Hildebrand
Hotelgast Cornelia Maria Orendi, Elimar Köster, Klaus Walter, Martina Ramin
Steward Dong-In Choi
Deutsche Mutter Elisabeth Adrian
Französisches Mädchen Helena Günther
Pole Manfred Klee
Russische Kinderfrau Manuela Kunze
Deutscher Vater Ortwin Rave
Russischer Vater Romualdas Urbonas
Russische Mutter Sibylle Eichhorn
Dänische Lady Simone Klostermann
Bettlerin Sylwia Rave
Orchester Düsseldorfer Symphoniker
So | 06.07. | 18:30