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Berliner Festspiele: Blicke auf Berlin im 21. Jahrhundert

Im 21. Jahr der BERLINER LEKTIONEN starten sie mit neuem Erscheinungsbild und dem Thema: Berlin im 21. Jahrhundert. Von November bis Februar stellen sechs Redner ihre Vision der Stadt vor und greifen die Themen Kultur und Gesellschaft, Politik, Literatur, Architektur und Kunst auf.

 

Zum 750. Geburtstag Berlins schenkten die Berliner Festspiele gemeinsam mit dem Medienhaus Bertelsmann diese prominente Reden-Reihe der Stadt. 2005 übernahm die Hamburger ZEIT-Stiftung die Trägerschaft mit den Berliner Festspielen. In den folgenden neunzehn Jahren stellte die Reihe eine illustre Sammlung an Vorträgen und Gesprächen. Billy Wilder, Ruth Berghaus, Willy Brandt, Joseph Brodsky. Hildegard Knef, Sir Ralf Dahrendorf, Helmut Schmidt, Michail Gorbatschow, Sir Yehudi Menuhin, Edwin Moses, Christo, Simone Veil, Cees Nooteboom, Kenzaburo Oe, Helmut Newton, Harry Belafonte, Madeleine Albright, Frank Stella und viele anderen waren zu Gast und zeichneten ihre Sicht der Dinge. Heute sind die BERLINER LEKTIONEN mit ihren prominenten internationalen Gästen aus dem Berliner Kulturkalender nicht wegzudenken.

 

2007|2008 eröffnet die Reihe die britische Modedesignerin Vivienne Westwood. "Active Resistance against Propaganda" formuliert die mit dem Titel Dame Commander of British Empire ausgezeichnete Westwood ihren Appell gegen Dogmatisierung der Kultur und die Verführung durch den kapitalistischen

Konsumwahnsinn. Als Professorin für Bekleidungsdesign an der Hochschule der Künste tat sie viel für Berlin als neue Modemetropole. Am 11. November spricht die Mode-Punklady in Berlin.

 

Am 18. November folgt eine Berliner Lektion mit Roman Herzog. Unter dem Titel "Die Unsicherheit der Zukunft und die Antwort der Politik" knüpft der Bundespräsident a.D. an seine berühmte Rede vom April 1997 an ("durch Deutschland muss ein Ruck gehen"), in der er die geistige Erstarrung und

Selbstzufriedenheit der Deutschen angeklagt und zum Aufbruch ins 21. Jahrhundert aufgerufen hatte. Als Vorsitzender des "Konvents für Deutschland" setzt sich Herzog seit Jahren für eine Reform des deutschen Föderalismus ein und hinterfragt die europäischen Instrumente in Bezug auf die parlamentarische Demokratie in Deutschland.

 

Seit Jahrhunderten schaffen die Mächtigen Bauwerke, in denen sie sich verewigen wollen. Der britischeArchitekturkritiker Deyan Sudjic sieht in dieser Art des Sich-Denkmal-Setzens ein "Edifice Complex", einen "Architekturkomplex". Der Leiter der Architektur-Biennale in Venedig 2002, Gastprofessor am Royal College of Art, Gründer des Designmagazins Blueprint, Architekturkritiker bei "Observer" und der Autor zahlreicher Publikationen spricht am 2. Dezember über "The Uses of Memory" und analysiert u.a. den Wiederaufbau des Potsdamer Platzes, den Umbau des Schlossplatzes und

stellt die Frage nach dem Umgang Berlins mit seinem historischen Erbe.

 

Sein dichterisches Oeuvre brachte ihm, trotz seiner jungen 45 Jahre bereits bedeutende Preise und Auszeichnungen ein, u.a. den Georg-Büchner-Preis (1995), Friedrich-Nietzsche-Preis 2004, Friedrich-Hölderlin-Preis 2005, Pier-Paolo-Pasolini-Lyrikpreis 2006, Berliner Literaturpreis 2006 u.a. Das Werk des 1962 in Dresden geborenen Lyrikers und Essayisten Durs Grünbein ist seit Anfang seiner künstlerischen Arbeit ästhetisch freie, aber formgenaue und dezidierte Reflektion auf gesellschaftliche und soziale Veränderungen. Für sich reklamiert Grünbein eine Poetik des Sehens und des Staunens, in der die Stadt Berlin eine zentrale Rolle spielt: "Berlin ist ein Vakuum, das die Eigenschaft hat, sich immer vom neuem zu füllen, ganz gleich womit, wenn es nur genügend Unterhaltswert besitzt". Am 13. Januar 2008 hält Durs Grünbein seine Berliner Lektion: "Berlin ist ein Sack, hat aber zum Glück ein Loch".

 

Drei Einladungen zum Theatertreffen Berlin 2007, zweifaches Theater des Jahres in der Umfrage von "Theater heute" (2003 und 2005) - der Erfolg des Intendanten des Hamburger Thalia-Theaters Ulrich Khuon, der ein überzeugter Verfechter des Stadttheatersystems ist, hält seit Jahren an. Was macht ein Theatermanager, um so erfolgreich sein Theater durch die Strudel der Subventionskürzungen zielsicher hindurch zu leiten, großes Theater zu ermöglichen und gleichzeitig eine kontinuierliche Programmpolitik in Repertoire und Ensemble zu entwickeln? Unter dem Titel "Theaterarbeit zwischen Autonomie und sozialer Verbindlichkeit" spricht der designierte Intendant des Deutschen Theaters Berlin (ab 2009) am 20. Januar 2008 über die Aufgabe des heutigen, nicht nur Berliner Theaters zwischen Kunstanspruch und gesellschaftlichem Auftrag.

 

Am 10. Februar 2008 tritt auf der Bühne des Renaissance-Theaters der allround artist und agent provocateur der Berliner und internationalen Kunstszene auf: Jonathan Meese. Mit einer Lecture-Performance unter dem (verkürzten) Titel "Die BABYDIKTATORIN der Kunst "Scarlettierbaby" im "Platinschmuckkästchen" der SAALREVOLUTION, SÜSS." begibt sich der 37-jährige Künstler in ein insistentes Spiel mit dem Publikum. Die (Alb)traumfiguren der Geschichte, Trümmer, Mythen und Sedimentschichten werden von ihm aufgewühlt und dem Publikum entgegen geworfen. Seine Botschaft ist: Widerstand gegen die Diktatoren und Freies Spiel der Kunst, Freiheit von Interpretationszwang. Der unorthodoxe und bewusst allen Kategorien ausweichende Künstler, dessen Projekte immer stärkere internationale Aufmerksamkeit erwecken, beendet die Reihe.

 

Zum 21. Jahr der BERLINER LEKTIONEN erscheint im :TRANSIT Buchverlag eine Sammlung mit ausgewählten Lektionen der letzten 7 Jahre, darunter Imre Kertész, Henning Mankell, Madeleine Albright, István Szábo, und Herbert Grönemeyer. Gleichzeitig mit dem Start der Berliner Lektionen 2007|2008 wird das Buch ab November 2007 bei den Berliner Festspielen und im Buchhandel erhältlich sein.

 

Eintrittskarten für die Berliner Lektionen (Einheitspreis 8,-) sind erhältlich ab 3. September im Kartenbüro der Berliner Festspiele und an der Kasse des Renaissance-Theaters.

 

Neu im Angebot: Das Berliner-Lektionen-Abo für 42,- (ermäßigt 30,-) - zu bestellen schriftlich im Kartenbüro der Berliner Festspiele.

 

 

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