Dušan David Pařízeks Inszenierung des Stücks, die am 10. März im Pfauen Premiere feiert, fällt in das 200. Todesjahr eines Dichters, dessen Unruhe und Unbedingtheit uns ungebrochen beschäftigen.
Kleist nennt sein Stück im Untertitel „Ein grosses historisches Ritterschauspiel“ und das ist nicht zu viel versprochen: „Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe“ ist an Dramatik wie an Romantik kaum zu überbieten. Ein 16-jähriges Mädchen, Tochter eines schwäbischenWaffenschmieds, erkennt in einem zufälligen Laufkunden ihres Vaters den Mann, für den es sich lohnt, von jetzt auf gleich alles hinzuwerfen. Fortan folgt sie ihm auf Schritt und Tritt, nicht einmal seine Peitschenhiebe bringen sie davon ab. Der Graf aber steht bald zwischen zwei Frauen: Die standesgemässe Partnerin Kunigunde von
Thurneck arbeitet auf eine baldige Vermählung hin, während Käthchen nichts ausser der Gewissheit und dem (Gott-)Vertrauen auf ihrer Seite weiss. Auf diese Weise besteht Käthchen sogar die von der eifersüchtigen Kunigunde angezettelte „Feuerprobe“…
Heinrich von Kleist verglich, wohl um seiner Kusine das Werk anzupreisen, seine Titelheldin mit der männermordenden Amazone Penthesilea, deren „Kehrseite“ und „anderer Pol“ Käthchen sei: „ein Wesen, das eben so mächtig ist durch gänzliche Hingebung wie jene durch Handeln.“ Kein Zweifel, dass sich Kleist mit beiden leidenschaftlichen Frauengestalten im Innersten identifizierte. Sein Traumtheater spielt im Kopf und in der Seele und überforderte die Theatermittel seiner Epoche – zeitlebens brachten es nur „Die Familie Schroffenstein“, „Der zerbrochne Krug“ und, 1810 im Theater an der Wien uraufgeführt, „Das Käthchen von Heilbronn“ auf die Bühne. 1811, erst 34-jährig, tötete Kleist sich und seine Seelenfreundin Henriette Vogel am Berliner Wannsee.
Regie/ Bühne Dušan David Pařízek
Kostüme Kamila Polívková
Musik Roman Zach
Licht Ginster Eheberg
Dramaturgie Roland Koberg
Mit:
Käthchen Lilith Stangenberg
Theobald Friedeborn, ihr Vater Manfred Zapatka
Friedrich Wetter, Graf vom Strahl Frank Seppeler
Gräfin Helena, seine Mutter Isabelle Menke
Gottschalk, sein Knecht Aurel Manthei
Kunigunde von Thurneck Patrick Güldenberg
Burggraf von Freiburg/ Rheingraf vom Stein Gábor Biedermann
Weitere Vorstellungen im Pfauen:
12./ 18./ 24./ 28. März, jeweils 20 Uhr
13./ 27. März, jeweils 15 Uhr
4./ 5. April, jeweils 20 Uhr
weitere Vorstellungen sind in Planung
Dušan David Pařízek wurde 1971 im tschechischen Brünn geboren. Nach
seinem Studium der Komparatistik und Theaterwissenschaften an der
Universität München sowie Schauspiel und Regie an der Akademie für
Darstellende Künste in Prag, gründete er 1998 das Ensemble „Prager
Kammertheater“, das seit 2002 im „Divadlo Komedie“ in der Prager Innenstadt beheimatet ist. Neben Uraufführungen tschechischer Dramatiker
zeigt diese in Tschechien mehrfach als „Theater des Jahres“ ausgezeichnete
Bühne vor allem Werke zeitgenössischer österreichischer und
deutscher Autoren, die in neuen Übersetzungen oder Bearbeitungen
gespielt werden. Pařízek widmete sich in Prag mehrfach dem Werk Thomas Bernhards und Elfriede Jelineks, er inszenierte Stücke von Robert
Musil und Roland Schimmelpfennig. Seit 2002 führt er regelmässig in
Deutschland Regie, zuletzt am Deutschen Theater Berlin („Die
Verwirrungen des Zöglings Törless“), am Staatstheater Dresden
(„Der Prinz von Homburg“) und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
(„Die Hermannsschlacht“, „Kabale und Liebe“, „Dantons Tod“ und „Götz
von Berlichingen“).
Für Pařízek ist DAS KÄTHCHEN VON HEILBRONN nach der Theateradaption von Agota Kristofs „Gestern“ in der vergangenen Spielzeit die zweite Regiearbeit am Schauspielhaus Zürich. Die Rolle des Käthchens spielt Lilith Stangenberg, die von der Fachzeitschrift „Theater heute“ zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres gewählt worden ist. Als Friedrich Wetter vom Strahl wird Frank Seppeler, auch er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich, auftreten. Der bekannte deutsche Filmschauspieler Manfred Zapatka wird die Rolle von Käthchens Vater übernehmen.