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DAS LEBEN AUF DER PRAÇA ROOSEVELT von Dea Loher im Theater Freiburg

Premiere: Freitag, 20. April 2007, 20 Uhr, Kleines Haus.

Dea Loher, eine der wichtigsten deutschen Theaterautorinnen der Gegenwart, erzählt mit Das Leben auf der Praça Roosevelt eine moderne Tragödie. Auf die Schultern ihrer Figuren häuft sie Leid und Schmerz als seien sie allesamt moderne Hiobs – doch zugleich sind ihre Stücke zutiefst komisch, voller Pointen, Witz und ironischer Kontraste, die Erschütterung durchs Lachen gehört zu ihnen ebenso wie die Erschütterung durch Furcht oder Mitleid.

Die Autorin zoomt in den Mikrokosmos der Praça Roosevelt - ein Ort der vergessenen Seelen - inmitten der Megametropole Sao Paulo. Hier gibt es zwar noch eine Polizeista-tion, aber Recht und Gerechtigkeit haben sich ob der Übermacht der Dealer, die auf den Bäumen hausen und von oben das Leben der Menschen dominieren, zurückgezogen. Schneller Sex ist zu haben, doch keine Arbeit mehr, da die Waffenfabrik schließt.

Täglich begegnen sich Lohers Charaktere auf der Praça Roosevelt und erzählen sich ihre Geschichten und Sorgen: Die Transsexuelle Aurora schildert fröhlich den Moment ihres sexuellen Erwachens, der durch eine Vergewaltigung initiiert wurde, nur um ein Lächeln auf das Gesicht ihrer vom Krebs stinkenden Freundin Concha zu zaubern; der Waffenhändler Vito findet mit der arbeitslosen Zahlenansagerin Bingo den Mut sich von seinem übermächtigen Vater zu befreien und ein Leben jenseits von Gewalt zu beginnen; und der arbeitslose Mundo thront wie eine schwarze Madonna unter seiner Mülltüte auf der Praça Roosevelt und schreibt Fürbitten. Währenddessen irrt der Polizist Mirador auf der Suche nach seinem kriminellen Sohn in der nächtlichen Welt der Drogen, des billigen Geschlechtsverkehrs und der sinnlosen Morde herum.

Doch die Suche, das Ringen um Recht und Ordnung, wird am Ende zu nichts führen als zu Tod und Gewalt, denn Dea Lohers poetische Begegnungen nehmen kein gutes Ende. Der Sohn wird ermordet bei dem Versuch ins bürgerliche Leben zurück zu kehren und auch Conchas Krebs bleibt unheilbar.

Es gibt kein Entrinnen aus dem degenerierten und unmenschlichen System, und doch bleibt der Wahlspruch der Autorin spürbar: „Eine Utopie als unerfüllbaren Wunsch kann man gar nicht verlieren.“

Regie Sandra Strunz

Bühne Annette Kurz

Kostüme Daniela Selig

Dramaturgie Viola Hasselberg

Herr Mirandor Thomas Mehlhorn

Frau Mirandor Helene Grass

Vito Albert Friedl

Concha Rebecca Klingenberg

Aurora Frank Albrecht

Bingo Britta Hammelstein

Raimundo Florian Schmidt-Gahlen

Zwei ehemalige Arbeitskollegen Jens Bohnsack, Elisabeth Hoppe

Die doppelte Maria/ Mann mit Anzug Elisabeth Hoppe

Bibi Jens Bohnsack

Ehepaar am Fenster Thomas Mehlhorn, Helene Grass

Weitere Vorstellungen im Kleinen Haus:

Di 24., Mi 25. April/ Do 3., Fr 18., Sa 19. Mai 2007, 20 Uhr

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