Die Kinder Elvira und Egzon waren bei der Flucht vor Jahren zu klein, um hier auch nur die Sprache zu verstehen. Ohne Arbeit, Wohnung und Geld, umgeben von noch immer schwelendem Hass und Gewalt, gerät jeder Tag zum Überlebenskampf.
In Deutschland, das von diesen Szenen Lichtjahre entfernt scheint, denkt ein Junge an seine Freundin. Bruno ist verliebt in Elvira und vermisst sie schmerzlich, seit sie über Nacht mit ihrer Familie abgeschoben wurde. Aufgerüttelt durch dieses schockierende Erlebnis ist er nicht mehr bereit, die Zufälligkeit seiner eigenen, privilegierten Situation hinzunehmen und beginnt Fragen zu stellen: Wie rechtfertigt zum Beispiel sein eigener Vater die Flüge für die Abschiebebehörde, mit denen er als Pilot Geld verdient?
Geschickt flicht Björn Bicker in die Geschichten der beiden voneinander getrennten Liebenden einen ganzen Chor der Rechtfertigungen. »Das ist spannender, als sich mit dem Austausch defekter Heizungen zu beschäftigen«, fasst die Sachbearbeiterin einer Abschiebebehörde die grausame Banalität ihrer Arbeit zusammen. Der Arzt, die Beobachterin, der Anwalt, die Sachbearbeiterin – kurz, der ganze Deportation Cast – sie alle verstehen ihre Rolle im System der Abschiebungen als eine rein funktionale. Das Stück wirft die Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen auf, ohne dabei moralisierend oder anklagend zu werden.
Deportation Cast wurde 2012 mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet.
ab 14 Jahren
Inszenierung Brit Bartkowiak Ausstattung Nikolaus Frinke Musik Thies Mynther
Mit Caroline Nagel, Kristina Gorjanowa; Thomas Birklein, Denis Larisch