In Wahrheit ist das Volk nicht besonders begeistert von ihrem König Don Andrès. Mit viel Mühe und viel
Alkohol müssen die Untertanen zum Amüsement verleitet werden, wann immer sich der Herrscher
inkognito unters Volk mischt. Doch auf Dauer lässt sich die trübe Stimmung nicht verbergen: Als die
Strassensängerin Périchole auf dem Fest erscheint und ihrem Unmut freien Lauf lässt, beginnt die heitere Fassade zu bröckeln – und Don Andrès, betört von so viel Realität, beschliesst die schöne Querulantin zu erobern …
«Enrichissez-vous»/«bereichert euch», ruft der Bürgerkönig Louis Philippe der Pariser Bevölkerung zu. Es ist die Mitte des 19. Jahrhunderts. An der Börse werden riesige Vermögen verzockt, Spekulanten
verschleudern Unsummen und reissen ganze Banken mit sich in den Abgrund: Eine Zeit des ungebremsten Kapitalismus, die Paris zur Welthauptstadt der Finanzen und der hemmungslosen
Vergnügungssucht macht. Und Jacques Offenbach komponiert die Musik dazu.
Geboren 1819 in Köln als Sohn eines Synagogen-Kantors, hatte Offenbach die Rheinmetropole mit 14
Jahren verlassen, um in Paris Musik zu studieren. Schon bald trat er dort als Cellovirtuose auf. Ab 1850
war er Kapellmeister am Théâtre Français, fünf Jahre später konnte er mit der Bouffes Parisiens seine
erste eigene Bühne eröffnen. Es war das Jahr der ersten Pariser Weltausstellung. Scharenweise strömten Amüsierwillige in die Stadt und in jenes Miniaturtheater, in dem der Siegeszug der «Offenbachiade» seinen Anfang nahm.
Mit «Orphée aux Enfers», «La belle Hélène», «La Vie Parisienne», «La Périchole» und vielen weiteren
Werken schrieb sich Offenbach von einem Grosserfolg zum nächsten. Seine Mischung aus Gesellschaftsund Opernparodie, gewürzt mit deftiger Satire und mitreissender Musik war aus dem Vergnügungskalender der Stadt Paris (und halb Europas) bald nicht mehr wegzudenken. 1870 brach der Deutsch-Französische Krieg aus und begrub zwei Grossmächte unter sich: das zweite französische Kaiserreich und die Weltherrschaft der Offenbachiade. Offenbachs Musik war nun nicht mehr gefragt: er floh, wurde krank, ruinierte sich finanziell. Auch den Triumph seiner einzigen Oper «Les Contes d'Hoffmann» konnte er nicht mehr erleben: Er starb – 5 Monate vor der Uraufführung – im Oktober 1880.
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Mark Foster (Musikalische Leitung),
Florian Pestell (musikalische Einstudierung und Nachdirigat),
Lev Vernik (Choreinstudierung),
Andreas Herrmann (Regie),
Damian Hitz (Bühne),
Sabin Fleck (Kostüme),
David Clormann, Gregor von Wyl (Licht und technische Einrichtung),
Bernd Isele (Dramaturgie)
MIT
Christian Baus, Jörg Dathe, Sophia Harrison, David Imhoof, Wiebke Kayser, Christoph Künzler,
Juliane Lang, Bettina Riebesel, Hajo Tuschy,
Roman Blum (Klarinette), Christof Estermann (Schlagzeug), Mark Foster (Klavier), Judith Müller (Violine), Claudia Muff (Akkordeon), Nicola Romano / Felix Schüeli (Cello)
WEITERE VORSTELLUNGEN
4.9. / 8.9. / 10.9. / 15.9. / 17.9. / 21.9. / 24.9. / 29.9.* / 30.9. / 1.10. / 6.10. / 14.10. / 15.10.2011, jeweils 19.30 Uhr
* Theatertag, Vorstellung zum Einheitspreis von CHF 39.-