Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Das Schloss" nach dem Roman von Franz Kafka - Thalia Theater Hamburg"Das Schloss" nach dem Roman von Franz Kafka - Thalia Theater Hamburg"Das Schloss" nach dem...

"Das Schloss" nach dem Roman von Franz Kafka - Thalia Theater Hamburg

A-Premiere am 4. Juni um 20 Uhr, B-Premiere am 5. Juni um 19 Uhr im Thalia Theater. -----

Als K. eines Abends mit nichts in der Hand in einem fremden Dorf ankommt und am nächsten Morgen Einlass in das Schloss des Grafen Westwest sucht, überfällt ihn der Alpdruck einer erstaunlich vernagelten Welt: Weder sein Beruf noch sein bürgerlicher Rang, weder Bildung noch Erfahrung oder sein Verstand helfen ihm, eine Verbindung zu den Dingen und den Menschen im Schloss zu finden.

Undurchsichtigen Hierarchien ausgeliefert und abgefertigt von Beamten und unfreien Funktionären, die

alle einem fremden Willen unterworfen scheinen, offenbart sich das Schloss als eine überaus komplexe,

abgeschlossene und undurchdringliche Behörde, die K. bis zuletzt die eindeutige Auskunft über seinen

Status verweigert.

 

Wer sich heute mit dem Werk von Franz Kafka (1883-1924) beschäftigt und eine Neudeutung versucht,

würde die aus Schultagen vertrauten Klischees der Kafka-Rezeption, wie das Ausgeworfen sein des

Menschen vor dem Gesetz oder den Schrecken straff organisierter Bürokratie, gerne vermeiden. Doch es verhält sich wie mit einem Paar unbequemer Schuhe, in denen man sich Blasen laufen wird, die

anzuziehen aber immer noch besser ist, als sich im unwegsamen Gelände die Knöchel zu verstauchen: Die Klischees lassen sich nicht vermeiden, denn sie ragen hologrammartig aus Kafkas Schriften heraus. Man muss ganz nah ran gehen und genau hinsehen, dann erst wird die Beschäftigung mit Kafka und seinen Klischees für die Jetztzeit produktiv. Nur so nämlich lässt sich zeigen, in welchen Übersetzungen die Weltmaschine heute ihren Horror produziert.

 

Antú Romero Nunes, der zuletzt zum Saisonauftakt „Die Dreigroschenoper“ inszeniert hat, wird in seiner

zweiten Inszenierung in dieser Spielzeit K.s beharrliche Suche nach der Legitimation seiner eigenen

Existenz als düster-kaltes, schräges wie laut lachendes Geschehen auf die Bühne bringen.

 

Regie Antú Romero Nunes

Bühne Matthias Koch

Kostüme Victoria Behr

Musik Johannes Hofmann

Dramaturgie Matthias Günther

 

Ensemble Lisa Hagmeister, Mirco Kreibich, Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Paul Schröder, Cathérine

Seifert, André Szymanski

 

Weitere Vorstellungen am 10. Juni um 20 Uhr, am 11. Juni um 15 Uhr sowie am 29. Juni um 20 Uhr.

Außerdem am 12. und 13. Juli um jeweils 20 Uhr sowie am 17. Juli um 19 Uhr

 

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑