Undurchsichtigen Hierarchien ausgeliefert und abgefertigt von Beamten und unfreien Funktionären, die
alle einem fremden Willen unterworfen scheinen, offenbart sich das Schloss als eine überaus komplexe,
abgeschlossene und undurchdringliche Behörde, die K. bis zuletzt die eindeutige Auskunft über seinen
Status verweigert.
Wer sich heute mit dem Werk von Franz Kafka (1883-1924) beschäftigt und eine Neudeutung versucht,
würde die aus Schultagen vertrauten Klischees der Kafka-Rezeption, wie das Ausgeworfen sein des
Menschen vor dem Gesetz oder den Schrecken straff organisierter Bürokratie, gerne vermeiden. Doch es verhält sich wie mit einem Paar unbequemer Schuhe, in denen man sich Blasen laufen wird, die
anzuziehen aber immer noch besser ist, als sich im unwegsamen Gelände die Knöchel zu verstauchen: Die Klischees lassen sich nicht vermeiden, denn sie ragen hologrammartig aus Kafkas Schriften heraus. Man muss ganz nah ran gehen und genau hinsehen, dann erst wird die Beschäftigung mit Kafka und seinen Klischees für die Jetztzeit produktiv. Nur so nämlich lässt sich zeigen, in welchen Übersetzungen die Weltmaschine heute ihren Horror produziert.
Antú Romero Nunes, der zuletzt zum Saisonauftakt „Die Dreigroschenoper“ inszeniert hat, wird in seiner
zweiten Inszenierung in dieser Spielzeit K.s beharrliche Suche nach der Legitimation seiner eigenen
Existenz als düster-kaltes, schräges wie laut lachendes Geschehen auf die Bühne bringen.
Regie Antú Romero Nunes
Bühne Matthias Koch
Kostüme Victoria Behr
Musik Johannes Hofmann
Dramaturgie Matthias Günther
Ensemble Lisa Hagmeister, Mirco Kreibich, Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Paul Schröder, Cathérine
Seifert, André Szymanski
Weitere Vorstellungen am 10. Juni um 20 Uhr, am 11. Juni um 15 Uhr sowie am 29. Juni um 20 Uhr.
Außerdem am 12. und 13. Juli um jeweils 20 Uhr sowie am 17. Juli um 19 Uhr
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de