Das Thema der "Generationen", das bei einigen der Stücke der neuen Saison im Mittelpunkt steht, spiegelt aktuelle gesellschaftliche Fragen: Welche Rolle spielt das Altern in einer Zeit, in der das Idealbild einer Gesellschaft ohne Nachwuchs paradoxerweise das der Jugend ist? Welche Bedeutung haben Werte und Maßstäbe vergangener Generationen in unserer Zeit? Nicht nur mit dem Projekt "Ein Gedächtnis für die Stadt" (Arbeitstitel) des stellvertretenden
Intendanten Frank Düwel, das sich mit diesen Inhalten beschäftigt, lädt das Theater Heilbronn dazu ein, die Antworten zu finden, die das Theater
über Generationen hinweg auf diese Fragen zu geben vermag.
Im Großen Haus stehen dabei Klassikerproduktionen im Vordergrund: Zum
Spielzeitauftakt im Großen Haus begegnet dem Publikum mit Shakespeares
"Romeo und Julia" ab 29. September 2006 (Inszenierung: Michael Uhl,
Bühne: Thomas Busse; Kostüme: Ines Nagel), das berühmteste Liebespaar aller Zeiten. Als zweite Schauspielproduktion zum Spielzeitauftakt
inszeniert Andreas Nathusius eines der größten Dramen Henrik Ibsens: Mit
"Hedda Gabler", Premiere am 7. Oktober im Ibsen-Jahr 2006, hat der
Norweger eine seiner prägnantesten dramatischen Frauenfiguren geschaffen.
Im diesjährigen Weihnachtsmärchen wird ab dem 11. November 2006 eine Geschichte Michael Endes erzählt, die - spätestens seit ihrer
Umsetzung durch die "Augsburger Puppenkiste" - Groß und Klein
gleichermaßen begeistert: "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer"
(Regie: Kay Neumann, Ausstattung: Thomas Pekny). Mit "Victor/Victoria",
steht ab 22. Dezember 2006 ein Glanzlicht des populären Musical-Theaters
ins Haus (Regie: Klaus Hemmerle; Musikalische Leitung: Nicolas Kemmer).
Das Schicksal einer der berühmtesten Frauenfiguren der deutschen
Literatur wird ab dem 20. Januar 2007 mit "Effi Briest" nach dem Roman Theodor Fontanes erzählt: Für die Inszenierung zeichnet Yona Kim
verantwortlich, die ebenfalls bei dem Mozart-Singspiel "Zaide", dem
Beitrag des Theaters Heilbronn zum Mozartjahr 2006, Regie führte. "Am
Strand der weiten Welt" kommt in der Regie Kay Neumanns am 17. März 2007
zur Premiere. Das Stück von Simon Stephens, einem der besten englischen
Dramatiker unserer Zeit, wurde in diesem Jahr mit dem "Lawrence
Olivier-Award for Best New Play" ausgezeichnet. Die mittelgroße
englische Stadt Stockport, in der das Stück spielt, ist eine Heilbronner
Partnerstadt. Ab dem 5. Mai 2007 steht ein besonders personalaufwändiges
Volksstück auf dem Spielplan: "Geschichten aus dem Wienerwald" das
bekannteste Bühnenwerk des Ungarn Ödön von Horváth spannt ein großes
Panorama über viele Generationen hinweg auf. Im Sommer 2007 ist man im
Theater Heilbronn zu Gast "Im Weißen Rössl" am Wolfgangssee, wo ja
bekanntlich "das Glück vor der Tür" steht: Regie führt Frank Düwel, die
Musikalische Leitung hat Nicolas Kemmer, die Ausstattung besorgt Karel
Spanhak (Premiere 15. Juni 2007).
Im Komödienhaus versprechen amüsante Stücke aus dem Boulevard-Bereich
sowie ein Familienstück unterhaltsame Stunden: In der jüngsten
Spielstätte des Heilbronner Theaterbetriebs wird die neue Spielzeit am
30. September 2006 mit einem Erfolgsstück von Richard Alfieri eröffnet:
"6 Tanzstunden in 6 Wochen" braucht es, um aus der leicht biederen Witwe
Lily und ihrem vorlauten Privat-Tanzlehrer Michael echte Freunde und das
schönste Tanzpaar nach Ginger Rogers und Fred Astaire zu machen; Regie
führt Frank Düwel, die Ausstattung übernimmt Thomas Pekny. Weiter geht
es ab 3. November 2006 mit Anne Mearas "ernster Komödie" "After-Play"
(Regie: NN), in der sich sechs Paare pointenreiche Dialoge über sich,
ihr Leben und das Theater in bisweilen Woody-Allenscher Schärfe liefern.
Im Winter 2006 feiern die beiden ersten Stücke im Rahmen der Kooperation
mit der Komödie im Marquardt, Stuttgart, Premiere im Heilbronner
Komödienhaus: In Felix Hubys schwäbischem Schwank "Selbscht ischt d'r
Mann" (ab 29. November) wird in der Regie Volker Jecks mit einem
liebevollen Augenzwinkern mit der Handwerkerzunft im Ländle abgerechnet.
Die große Marlene Dietrich steht im Mittelpunkt des musikalischen Abends
"Mythos Marlene" von Jo van Nelsen, der ab 15. Dezember zu sehen und zu
hören sein wird. Last but not least wird das Komödienhaus in der
kommenden Saison auch Spielort eines Familienstückes: Kästners kleine
Helden "Pünktchen und Anton" stehen ab 10. März 2007 auf dem Spielplan.
Für die Inszenierung zeichnet Thorsten Duit, für die Ausstattung Marion
Hauer verantwortlich. Darüber hinaus wird aufgrund der großen Nachfrage
Kleists "Der zerbrochene Krug" auch in der Spielzeit 2006/07 wieder
gespielt.
Vier zeitgenössische Stücke werden in der Saison 2006/07 in den
Kammerspielen zur Aufführung gebracht: Im Winter 2006 kommt mit Igor
Bauernsimas "norway.today" in der Regie von Michael Miensopust eines der
bekanntesten neuen Jugendstücke zur Premiere Melanie Marnichs Stück
"Horizont" ("Blur") kommt im Sommer 2007 in den Kammerspielen in der
Regie Britta Geisters zur Deutschsprachige Erstaufführung. Die schrille
Groteske "Slips" von Josep M. Benet i Jornet (Regie: N.N.) wird ab
Sommer 2007 auf dem Spielplan stehen. Heiner Müllers "Quartett" wird
2006/07 als Kammerstück produziert, jedoch an einem Theater-unüblichen
Ort in Heilbronn zur Aufführung kommen. Eine weitere
Kammerspielproduktion ist in Planung und wird im Laufe der nächsten
Wochen veröffentlicht.
Auch die Gastspiele aus Oper und Tanz stehen für vielseitiges und
spannendes Theater im Großen Haus: In der Spielzeit 2006/07 hält im
Bereich der Oper die "italianità" Einzug ins Theater Heilbronn: Am 8.
Dezember 2006 stellt Gaetano Donizettis "Liebestrank" in einer
Produktion des Oldenburgisches Staatstheaters unter Beweis, welche
"liebessicheren" Erfolge er zu erzielen vermag. Regie führt Philipp
Kochheim, dessen Arbeiten bereits mehrfach in Heilbronn zu sehen. Die
Musikalische Leitung hat Olaf Storbeck. Die Barockoper "Telemaco" von
Alessandro Scarlatti, die ab dem 25. Januar 2007 auf dem Spielplan
steht, erzählt die Geschichte von Odysseus' Sohn, der - gestrandet an
fremden Ufern und von einem wütenden Neptun missgünstig beäugt -
zuletzt doch seine Auserwählte findet. Im Opernjuwel "Telemaco"
(Inszenierung: Lukas Hemleb, Musikalische Leitung: Andreas Stoehr), erst
2005 für die Schwetzinger Festspiele wiederentdeckt und mit der
Deutschen Oper am Rhein co-produziert, stellt Scarlatti seine gekonnte
Musikdramatik und seine Fähigkeit, die Emotionen seiner Figuren
affektbeladen zu transportieren, eindrucksvoll unter Beweis. Das wohl
berühmteste tragische Opernwerk Donizettis ist ab dem 1. März 2007 zu
erleben: "Lucia di Lammermoor" ist am Theater Heilbronn in einer
Produktion des Theater Freiburg zu sehen (Inszenierung: Roland Schwab;
Musikalische Leitung: Gernot Sahler). Die amüsante Seite der Liebe zeigt
ab dem 20. April 2007 Franz Lehárs Operette "Die lustige Witwe", in der
ein populärer Ohrwurm den nächsten jagt: In der bunten Produktion des
Staatstheater Nürnberg (Inszenierung/Choreografie: Valentina Simeonova,
Musikalische Leitung: Christoph Gedschold) werden alle Register gezogen,
um die schwungvollen Melodien in ein ebensolches Bühnentreiben zu
übersetzen.
Den Auftakt der Tanzsaison macht am 25. Oktober 2006 "Sinfonia Eroica",
eine Choreografie der Belgierin Michèle Anne De Mey zur Musik von Ludwig
van Beethoven. Mit Merce Cunningham und seiner Kompanie (ab 10.Januar
2007) ist es erneut gelungen, einen der großen stilbildenden
Choreografen des 20. Jahrhunderts nach Heilbronn einzuladen. Für dieses
Gastspiel stellt Cunningham ein spezielles Programm zusammen, u.a. mit
"Biped", in dem Lichtpunkte am Bühnenhimmel mit den Tänzern um die Wette
tanzen. Mit der australischen "Splintergroup", die ab dem 4. Juli 2007
zu erleben ist, wird eine junge Kompanie vorgestellt, der mit ihrer
ersten Produktion "Lawn" ein großer Wurf gelungen ist. Bei der
umjubelten Uraufführung kürte "The Australian" das Tanztheater der
schrägen Bilder und Metamorphosen zur besten Tanzproduktion des Jahres.