Sein Ziel und emotionaler Haltepunkt ist Risto, der alte Freund der Familie, der als regimekritischer Kommunist zwanzig Jahre zuvor selbst sein Land verlassen hatte. Doch aus der Nähe sehen die Dinge anders aus als in der Projektion. Das verklärte Idol Risto hält der lebendigen Überprüfung nicht stand, seine Frau, seine Tochter tun seltsame Dinge. Janes Anwesenheit ist der Katalysator, der die Lebenslügen und verschollenen Hoffnungen zu Tage fördert. Das Leben ist ein Geschäft, hallt ihm aus jedem Verhältnis entgegen. Nur ist es leichter, sich darüber zu empören, als es besser zu machen - diese Lektion in Demut muss auch Jane einstecken.
Lohers Stück, das die großen antiken Themen Schuld, Liebe, Verrat im Gestus lakonischer Kargheit verhandelt, entstand Mitte der 1990er Jahre vor der Kulisse der kriegerischen Auseinandersetzungen, die auf den Zerfall des Tito-Staates folgten und hat nichts an Aktualität eingebüßt.
Annette Pullen, geboren 1974 in Gelsenkirchen, studierte Angewandte Theaterwissenschaft, Germanistik und Anglistik in Gießen. Ab 1997 arbeitete sie als Regieassistentin am Stadttheater Gießen, dann am Thalia Theater Hamburg. 2001 gab sie ihr Regiedebüt mit "Liebesnacht", einem Projekt im Hamburger Thalia in der Gaußstraße. Seither inszenierte sie am Thalia Theater Hamburg, am Theater Kiel, am schauspielhannover, am Volkstheater Wien, am theater magdeburg sowie am Schauspiel Essen. 2007 wurde Annette Pullen mit dem Otto-Kasten-Preis für junge Theaterkünstler ausgezeichnet.
Regie: Annette Pullen, Bühne und Kostüme: Iris Kraft, Dramaturgie: Kekke Schmidt
Mit: Marietta Meguid (Terese Mihajlov), Claudia Renner (Agnes), Michael Stiller (Risto Mihaijlov), Lisa Wildmann (Nelli), Till Wonka (Jörg), Bijan Zamani (Jane Sokolov)