Sich seines eigenen nahenden Todes bewusst, reflektierte der Komponist auch sein eigenes Dasein und Wirken in der Hauptfigur: Der Schriftsteller Gustav von Aschenbach ist nach dem Tod seiner Frau in eine tiefe Lebens- und Schaffenskrise gestürzt. Verführt durch einen mysteriösen Fremden begibt er sich auf eine Reise und begegnet dem anmutigen jungen Polen Tadzio.
In den Augen des Künstlers verkörpert dieser nicht nur jugendliche Frische und Vollkommenheit, sondern auch die Lebenskraft des Eros. Schon bald ist Aschenbach hin- und hergerissen zwischen beflügelnder Faszination für das Lebendige und Schöne auf der einen Seite und gefährlicher Begierde, Rauschzuständen und Entgrenzung auf der anderen. Er stürzt immer tiefer in eine selbstzerstörerische Obsession und verfällt mehr und mehr den Verlockungen des Todes.
In seinem späten Meisterwerk (1973) gelang es Britten und seiner Librettistin kongenial die Vielschichtigkeit der Vorlage Thomas Manns auszugestalten. So beschwört Brittens Musik die irisierende Welt der Lagunenstadt herauf, in der ein mephistophelisch vielgestaltiger Bariton ebenso Platz findet wie
ein göttlicher Countertenor. Die Figur des polnischen Jungen Tadzio konzipierte Britten als Tänzer und entrückte ihn so auf raffinierte Weise in eine dem Protagonisten unerreichbare Sphäre. Angereichert mit Stilzitaten aus indonesischer Gamelanmusik, die auf subtile Weise mit Kompositionstechniken des
20. Jahrhunderts verbunden sind, reflektiert die impressionistisch schillernde Opernpartitur – atmosphärisch, emotional und von großer Schönheit – sowohl die Innenwelt des scheiternden Künstlers als auch den faszinierenden Kosmos des Sehnsuchtsorts Venedig.
Nach den Produktionen der Britten-Opern Peter Grimes und The Rape of Lucretia in den vergangenen Jahren präsentiert das Theater Bielefeld mit Death in Venice nun das faszinierende letzte Bühnenwerk des britischen Komponisten. Regie führt Nadja Loschky, deren letztjährige Bielefelder Inszenierung
von Madama Butterfly kürzlich mit dem renommierten Musiktheaterregie-Preis der Götz-Friedrich-Stiftung ausgezeichnet wurde.
Musikalische Leitung Pawel Poplawski
Inszenierung Nadja Loschky
Bühne Ulrich Leitner
Kostüme Gabriele Jaenecke, Moritz Haakh
Choreographie Thomas Wilhelm
Dramaturgie Larissa Wieczorek
Gustav von Aschenbach Alexander Kaimbacher
Der Reisende/ältliche Geck/ alte Gondoliere/Hotelmanager/ Coiffeur des Hauses/Priester/ Anführer Straßensänger/ Stimme des Dionysos Evgueniy Alexiev
Die Stimme Apollos Clint van der Linde
Tadzio Gieorgij Puchalski
Erdbeerverkäuferin/ Französisches Mädchen/ Straßensängerin Nienke Otten
Lido-Bootsmann/ Restaurantkellner/ Englischer Reisebüro-Angestellter Caio Monteiro
Hotelportier/Straßensänger Lianghua Gong
Russisches Kindermädchen/ Bettlerin Hasti Molavian
Solisten des Opernchores //
Bielefelder Opernchor //
Bielefelder Philharmoniker //
Statisterie des Theaters
Bielefeld // Kinderstatisterie
der JunOs und der Theaterballetts
Die nächsten Termine
14.06., 22.06., 30.06.,
03.07., 07.07.16
Karten
0521 / 51 54 54
www.theater-bielefeld.de