Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht, Volkstheater Wien "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht, Volkstheater..."Der aufhaltsame...

"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht, Volkstheater Wien

Premiere: 21.2.2014, 19.30 Uhr. -----

Arturo Ui und seine Gang sind im Wesentlichen von Hitler und seiner Mörderbande inspiriert, Ui trägt jedoch auch Züge von Al Capone. Dennoch weisen sie über diese Vorlagen hinaus und zeigen sich überraschend heutig.

„Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit. Denn sie sind vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern die Verüber großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist.“ (Brecht)

 

Brecht will mit dem Arturo Ui die respektheischende Aura, die machtvolle Diktatoren umgibt, durch die Wendung ins Groteske und durch die Betonung jeder einzelnen Amtshandlung, jedes einzelnen Mordes zerstört wissen. Dargestellt wird dies am Aufstieg des miesen kleinen Gangsters Ui und seiner Gang, denen es gelingt, in den Karfioltrust einzusteigen, da Politik und Wirtschaft durch unlautere Verflechtungen erpressbar geworden sind. Schließlich übernehmen die Gangster, nun im bürgerlichen Habitus, den Trust: Der Siegeszug des Monopolismus beginnt. Brecht macht schon im Titel deutlich, dass dieser Triumph zu verhindern gewesen wäre: Ohne die eindeutig opportunistische Mithilfe anderer hätte Ui seinen Aufstieg niemals vollziehen können.

 

Im Jahre 1934 notiert Walter Benjamin ein Gespräch mit Bertolt Brecht, aus dem ersichtlich wird, dass dieser sich bereits damals mit dem Arturo-Ui-Stoff beschäftigt. Erst im Frühjahr 1941, während er im finnischen Exil auf das amerikanische Einreisevisum wartet, entwirft Brecht die Parabel über den Aufstieg der NSDAP, allerdings angesiedelt in der Unterwelt Chicagos. Eine „Historienfarce“, hinter der der Versuch steht, „der kapitalistischen Welt Hitler dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde“. Die Uraufführung des Stücks, das Brecht auch als Warnung vor jeder Diktatur verstanden haben wollte, fand jedoch – entgegen der ursprünglichen Intention – erst nach seinem Tod 1958 in Stuttgart statt.

 

Mit: Maria Bill (Arturo Ui), Hanna Binder, Inge Maux; Thomas Bauer, Patrick O. Beck, Günter Franzmeier, Rainer Frieb, Thomas Kamper, Christoph F. Krutzler, Ronald Kuste, Alexander Lhotzky, Matthias Mamedof, Jan Sabo, Günther Wiederschwinger

 

Regie: Michael Schottenberg

Bühne: Hans Kudlich

Kostüme: Erika Navas

Musik: Mischa Krausz

 

Karten: (01) 52 111-400

www.volkstheater.at

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑