Ihre ehrgeizige Mutter Christa – Doña Casimira genannt und seit dem Mallorca-Urlaub entzückt von allem, was spanisch ist und scheint – hingegen plant schon lange Elenas Debüt, unterstützt vom energischen Gesangslehrer Carlos Rodriguez. Der engagiert Elena als Ersatz für die in Ungnade gefallene Primadonna La Roldán heimlich ins Opernensemble, kurz nachdem ihr Vater zu einer angeblichen Fortbildung aufgebrochen ist. Voller Vorfreude stürzt sich die Mutter in die Vorbereitungen, während Elena das Geheimnis ihres Verlobten erfährt: aus Furcht vor Walters Abneigung gegen das Theater gab er sich als Schwebebahnfahrer aus, tatsächlich ist er gefeierter Bariton in Hagen und Gast-Figaro in genau der Vorstellung, in der Elena debütieren soll.
Während Elena über diese Entwicklung hochbeglückt ist, empört sich La Roldán über die Unverschämtheit, sie durch einen unbekannte Debütantin ersetzen zu lassen. Nicht einmal ihr Verehrer Walter und dessen Freund, der Autogrammjäger Sánchez können sie beruhigen, und plötzlich geraten die Primadonna – mit dem verschreckten Walter im Schlepptau – und Christa auf der Hinterbühne aneinander.
Ein höchst unterhaltsamer Zickenkrieg und ein verzweifeltes Versteckspiel nehmen ihren Lauf, während auf der Bühne Rossinis Barbier von Sevilla gegeben wird. Geschaffen von dem berühmten spanischen Dichter Pedro Calderón de la Barca entstand die Zarzuela Ende des 17. Jahrhunderts als typisch spanische Musiktheatergattung, die wie die Opéra comique oder die Operette gesungene neben gesprochene Texte stellt. Um 1850 begann die große Blütezeit der Zarzuela, und Ende des 19.
Jahrhunderts gab es allein in Madrid zehn Theater, die sich ausschließlich dieser Kunst widmeten. 1901 wurde in Madrid unter dem Originaltitel El Barbero de Sevilla eines der erfolgreichsten Werke dieser Zeit uraufgeführt, komponiert von zwei erfahrenen Meistern dieses Genres, Manuel Nieto (1844-1915) und Gerónimo Giménez (1854-1923). In schöner Gattungstradition spielt die Zarzuela im Theatermilieu, und so blitzen in den nur fünf originalen Musiknummern immer wieder Motive aus bekannten italienischen Opern auf.
Der Regisseur Björn Reinke gibt mit diesem temperamentvollen Werk sein Regiedebüt an den Wuppertaler Bühnen. Seit 2011 ist der gebürtige Hamburger, der in Berlin Regie studierte, als Regieassistent an den Wuppertaler Bühnen engagiert. Zusammen mit der Dramaturgin Ulrike Olbrich erweitert er die Zarzuela um mehrere musikalische Nummern – darunter bekannte Belcanto-Arien und musikalische Höhepunkte anderer erfolgreicher Zarzuelas – und schafft eine speziell auf Wuppertal zugeschnittene Textadaption. Die Ausstatterin Monika Frenz sorgt in Bühnenbild und Kostümen für atmosphärischen Hinterbühnen-Charme, der das Publikum in die spannende Welt hinter den Kulissen entführt.
Libretto von Guillermo Perrín und Miguel de Palacios
Deutsche Fassung für die Wuppertaler Bühnen von Björn Reinke und Ulrike Olbrich
Musikalische Leitung: Boris Brinkmann
Inszenierung: Björn Reinke
Bühne und Kostüme: Monika Frenz
Dramaturgie: Ulrike Olbrich
Mit: Elena Fink (Elena Hagenkötter), Michaela Mehring (La Roldán), Dora Brockmann (Doña Casimira), Miljan Milović (Martin), Peter Hoffmann (Walter Hagenkötter), Boris Leisenheimer (Sánchez), Oliver Picker (Gesangslehrer Carlos Rodriguez)
Statisterie der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal
Die nächsten Vorstellungen sind am 03. und 16. Februar sowie am 10. / 23. und 28. März 2013 im Kleinen Schauspielhaus.