Schwanger und vom Vater des Kindes, Alfred Ill, verlassen, musste sie fliehen und ihren Unterhalt zunächst als Prostituierte verdienen, bis sie den armenischen Millionär Zachanassian traf. Nun soll die alte Dame das Dorf finanziell sanieren. Sie ist bereit, das Unheil von damals zu vergessen – unter einer Bedingung: Alfred Ill soll sein Leben lassen. Die Güllener willigen nach einigem Zögern ein und so sieht sich Ill zunehmender Gefahr ausgesetzt. Nachdem auch ein Beistandsgesuch beim Pfarrer erfolglos verläuft, ist er entschlossen zu fliehen, doch die Bewohner können ihn abhalten und Ill ergibt sich seinem Schicksal. Claire hat Güllen inzwischen vollständig aufgekauft und Wohlstand kehrt ins Dorf zurück. Der Bürgermeister bittet Ill nun, sich eigenhändig das Leben zu nehmen, doch dieser zieht vor Gericht. Zu seinem Entsetzen entscheidet Justitia sich für das Geld und gegen sein Leben.
Gottfried von Einem gelang es, Friedrich Dürrenmatt persönlich für die Umarbeitung dessen zynischer Groteske Der Besuch der alten Dame in ein Opernlibretto zu gewinnen. 1971 wurde das Stück an der Staatsoper Wien uraufgeführt. Dem Komponisten brachte es fertig, durch geschickt platzierte Untermalungen und Kontrastierungen, die bissig tragische Komödie gekonnt in Musik zu setzen. Im Mittelpunkt steht die Millionärin Claire Zachanassian, die mit ihrem bitterbösen Rachespiel die Geldgier der vermeintlich anständigen Dorfbewohner zu entlarven versteht.
Doch nicht zuletzt die geldgierigen Bewohner des beschaulichen Örtchens Güllen selbst, mit ihrem doch zweifelhaften Verständnis von Gerechtigkeit, bringen die Prinzipien des bürgerlichen Anstands zum Einsturz.
Oper in drei Akten von Gottfried von Einem
Text von Friedrich Dürrenmatt als Umarbeitung seiner gleichnamigen tragischen Komödie
Musikalische Leitung: GMD Eckehard Stier
Inszenierung: Klaus Arauner
Bühnenbild: Karen Hilde Fries
Kostüme: Ulrike Stelzig-Schaufert
Mit deutschen und polnischen Übertiteln