Die Angelegenheit soll gütlich und einvernehmlich geklärt werden, und so treffen sich die Elternpaare der Kontrahenten in der Wohnung der (Opfer-)Familie Houillé. Man ist sich einander sehr dankbar über den
kultivierten und unaufgeregten Umgang mit der Sache, „zum Glück gibt es
immer noch die Kunst des zivilisierten Umgangs miteinander, oder?“
So beginnt die Komödie des Elternabends. Die (Täter-)Eltern Reille sind
glücklich, dass Brunos Eltern so verständnisvoll reagieren. Schließlich kommt eine kleine Prügelei unter Jungs ja mal vor. Sollte sie aber nicht, meinen die Houillés. Natürlich nicht, sagen die Reilles. Dennoch halten sie es für übertrieben zu sagen, der Junge sei nun „entstellt“. Das sei er aber, sagen die Houillés, gleichwohl habe man Verständnis für ihn, seine Eltern hätten offenbar etwas in der Erziehung versäumt. Das wollen sich die Reilles nicht gerne anhören von einem Vater, der den Hamster seiner Kinder ausgesetzt hat. Was hat denn der Hamster damit zu tun? Frau Reilles wird schlecht, Herr Houillé gereizt, Herr Reille telefoniert unablässig, Frau Houillé stichelt gegen die Gäste – dazwischen dröhnt der Kaffeevollautomat. Aus Geplänkel wird eine Auseinandersetzung, aus Sticheleien werden Handgreiflichkeiten. Rum befeuert die Streitenden, die Allianzen lösen sich auf, mischen sich neu, und ehe sie es sich versehen, haben die Bürgerpaare den Boden des zivilisierten Umgangs verlassen und huldigen dem Gott des Gemetzels. Schön ist das nicht – aber rasend komisch.
Yasmina Reza, Autorin aus Frankreich, ist mit ihren Stücken „Kunst“ und
„Drei Mal Leben“ eine der meistgespielten Dramatikerinnen der letzten zehn
Jahre. Regisseurin Barbara Bürk ist bekannt für ihren realistischen Blick
auf uns Zeitgenossen. Drei ihrer aktuellen Inszenierungen, „Hotel Paraiso“,
„Die Wildente“ sowie „Für alle das Beste“, stehen auf dem Spielplan des
Ballhof eins. Außerdem wird sie in der nächsten Spielzeit „Die Ratten“ von
Gerhart Hauptmann auf der Schauspielhausbühne inszenieren.
Mit Wolf List, Matthias Neukirch, Martina Struppek, Oda Thormeyer
Regie Barbara Bürk
Bühne und Kostüme Anke Grot
Dramaturgie Robert Koall