Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht im Landestheater Linz"Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht im Landestheater Linz"Der gute Mensch von...

"Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht im Landestheater Linz

Premiere 26. September 2009, 19.30 Uhr im Großen Haus

Drei Götter besuchen die Hauptstadt von Sezuan auf der Suche nach dem einen guten Menschen. Einzig die Prostituierte Shen Te ist bereit, ihnen ein Nachtquartier zu geben und verzichtet auf den nächsten Kunden.

Zum Dank erhält sie 1000 Dollar und die Ermahnung, weiterhin gütig zu bleiben. Shen Te erwirbt einen Tabakladen und verschließt sich nicht den zahlreichen Bitten ihrer gar nicht so guten Mitmenschen, so dass sie schon nach kurzer Zeit vor dem Ruin steht. In ihrer Not erfindet sie einen Vetter, Shui Ta, in dessen Maske sie mit kaltherzig-konträren Taten das Geschäft retten kann. Als gute Shen Te aber verliebt sie sich in den arbeitslosen Flieger Yang Sun, der sie finanziell skrupellos ausnutzt, so dass Shui Ta bald wieder zu Hilfe eilen muss. Er eröffnet eine Tabakfabrik, in der alle, denen Shen Te geholfen hat, für einen Hungerlohn arbeiten müssen. Des Mordes an der „verschwundenen“ Shen Te angeklagt, kann er/sie sich nur den Göttern offenbaren: „Euer einstiger Befehl / gut zu sein und doch zu leben / zerriss mich wie ein Blitz in zwei Hälften …“

Zur Inszenierung

Schon in den zwanziger Jahren konzipiert, im Exil dann ausgearbeitet, hat Brecht dieses mit den Mitteln des epischen Theaters ausgeführte Experiment, ob ein guter Mensch in dieser Welt gut bleiben kann oder ob die Welt geändert werden muss, ein Leben lang nicht losgelassen. Ong Keng Sen, Regisseur aus Singapur, wird nach seiner überaus erfolgreichen Inszenierung des Kaukasischen Kreidekreises am Schauspielhaus Wien 2005 mit Der gute Mensch von Sezuan als Koproduktion des Landestheaters Linz mit Linz09 - auf Einladung von Airan Berg - erneut ein Stück von Bertolt Brecht in Szene setzen. Selber aus dem chinesischen Kulturkreis stammend, will er dabei die von chinesischen Überlieferungen angeregte Handlung auf diese Ursprünge hin untersuchen und gleichzeitig die Relevanz des Stückes in unserer heutigen Welt erforschen, wobei er im Verhältnis der westlichen Welt zu China eine gegenseitige symbiotische Missbrauchs-Beziehung erkennt, von Scheinheiligkeit geprägt, die er vielfältig in den Figuren des „Guten Menschen“ gespiegelt sieht. Eine der Fragen, die ihn immer wieder antreibt, ist die, was Identität in einer globalisierten Welt bedeutet und bedeuten kann. Entsprechend international ist das künstlerische Leitungsteam seiner Inszenierung besetzt. Die Doppelrolle Shen Te / Shui Ta wird Karl M. Sibelius spielen. In der heutigen Welt, in der die Unterschiede zwischen Arm und Reich, zumindest auf der Oberfläche, oft nivelliert sind, eine allumfassende Mittelschicht die prägende Klasse ist, auch Familienstrukturen sich völlig verändert haben, möchte der Regisseur mit dieser Besetzung ein Äquivalent zu der Kraft finden, die die Setzung der Prostituierten als Hauptfigur zur Entstehungszeit hatte. Auch sind es für ihn heute gerade die Transgender-Diskurse, die die politischen Bezüge des menschlichen Körpers am genausten untersuchen.

Inszenierung Ong Keng Sen

Musikalische Leitung Nebojša Krulanović

Bühne Myung Hee Cho

Lichtdesign Scott Zielinski

Kostüme Mitsushi Yanaihara

Video Cao Fei

Training Chinesische Oper Joanna Wong, Choy Yien Chow

und Asiatische Kampfkünste

Besetzung

Shen Te/Shui Ta Karl M. Sibelius

Wang Ein Wasserverkäufer Katharina Hofmann

Yang Sun Ein stellungsloser Flieger Sebastian Hufschmidt

Die Götter Nina Sarita Müller, Li Jing

Mi Tzü Die Hausbesitzerin/Die Alte Sabrina Tannen

Die Witwe Shin/ Die Frau/ Die Prostituierte Nicole Reitzenstein

Shu Fu Der Barbier Stefan Matousch

Lin To Der Schreiner/Der Polizist Manuel Klein

Frau Yang Suns Mutter/Die Nichte Eva-Maria Aichner

Der Mann /Der Alte / Der Bonze/Der Kellner Felix Frenken

Der Großvater/Der Arbeitslose Erich Josef Langwiesner

Musiker

Gitarrenklavier Nebojša Krulanović

Trompete Gerd Rahstorfer

Klarinette Dankevych Mykhaylo

Flöte Norbert Trawöger

Schlagzeug Ewald Zach

Weitere Termine 2., 5., 14., 15. und 21. Oktober 2009; 4., 17. und 26. November 2009; 11. Dezember 2009 und 30. Jänner 2010

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

VON TROLLEN UND BAUERNCHÖREN -- "Musik von Zuhause", Konzertgala über Grenzen, die verbinden in der Staatsoper STUTTGART

Zur Einstimmung in die neue Spielzeit hatte das Staatsorchester Stuttgart unter der inspirierenden Leitung von Daniel Cohen ein abwechlungsreich-buntes Programm zusammengestellt.  

Von: ALEXANDER WALTHER

HARMONISCHER STURM -- Internationale Bach-Akademie Stuttgart mit Bach-Kantaten und der Gaechinger Cantorey in der Gedächtniskirche STUTTGART

Bach hatte hinsichtlich seiner Kantaten wirklich Visionen. Dies machte der Dirigent Hans-Christoph Rademann zusammen mit der Gaechinger Cantorey überzeugend deutlich. Die vielschichtige Harmonik der…

Von: ALEXANDER WALTHER

FULMINANTE BESCHREIBUNG DES CHAOS -- Antrittskonzert von Francois-Xavier Roth mit dem SWR Symphonieorchester im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Einen Einblick in das vielseitige Spektrum des Repertoires des SWR Symphonieorchesters vermittelte dieses Antrittskonzert unter der Leitung von Francois-Xavier Roth.  

Von: ALEXANDER WALTHER

HULDIGUNG AN EINEN KLANGMAGIER -- Neue CD: Pianist Matthias Kirschnereit - "Wagner Liaisons" bei Berlin Classics

Richard Wagner war vor allem ein Meister der suggestiven Klangmagie. Dem trägt das neue Album des Pianisten Matthias Kirschnereit Rechnung. Wagners Zeit in der Schweiz, seine Jahre in Zürich und…

SPHÄRENHAFTE AURA -- Neue CD "OPIUM" von Eckart Runge (Cello) und Jacques Ammon (Klavier) bei Berlin Classics

Das neue Album "OPIUM" von Eckart Runge (Cello) und Jacques Ammon (Piano) ist eine Hommage an die "Roaring Twenties" - eine Zeit der rauschhaften Lebenslust. Die Musik dieses Albums steht in direkter…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche