Spielort ist Venedig, eine Welt des Wohlstands und Überflusses. Hier werden große Geschäfte gemacht und das Geld borgt man sich gern bei den Juden, die man ansonsten verachtet und verspottet. Bassanio will um die schöne Porcia werben, doch fehlt ihm das nötige Geld. Er wendet sich an seinen Freund Antonio. Aus Liebe zu Bassanio lässt sich dieser zu einem riskanten Handel mit Shylock ein. Sollte Antonio den Kredit, den ihm Shylock gewährt, nicht rechtzeitig zurückzahlen, fordert dieser das berüchtigte Pfund Fleisch, geschnitten vom Herzen Antonios. Bassanio gewinnt seine Porcia, doch Antonio gerät in Zahlungsnot und Shylock pocht gnadenlos auf sein Recht …
Das London der Renaissancezeit ist kaum mit unserer heutigen Zeit zu vergleichen, doch die archaischen Konflikte zwischen den Kulturen und Religionen, die Frage, wie eine Gesellschaft mit Minderheiten umgeht, oder die Angst vor DEM FREMDEN sind im 21. Jahrhundert noch genauso ungelöst.
Es war eine Sensation, als vor wenigen Jahren die einzig überlieferte literarische Handschrift – eine Szene – von William Shakespeare gefunden wurde. Shakespeare hat diese Szene mit dem Titel DIE FREMDEN überschrieben. Am Theater Münster wird diese Szene Shakespeares erstmals in eine Inszenierung des KAUFMANNS VON VENEDIG eingebettet. Die Verschränkung dieser beiden Theatertexte stellt die Bedeutung von humanistischen Werten in einer Gesellschaft klar in den Mittelpunkt. Nicht zuletzt durch den Inhalt und die Geschichte, die mit dieser Szene verbunden sind: Sie ist Teil eines um 1600 entstandenen und, durch die damalige Zensur verhindert, bisher unaufgeführten Theaterstücks Shakespeares und – zur damaligen Zeit üblich – anderer Autoren. DIE FREMDEN enthält eine eindrucksvolle Rede von Thomas Morus an die Londoner Bevölkerung, mit der er einen gewalttätigen Aufstand gegen Fremde und Flüchtlinge verhindern will. Sinnstiftend für die Verknüpfung dieser Szene Shakespeares mit dem KAUFMANN VON VENEDIG ist nicht nur die brennende Aktualität dieser Thematik, sondern auch die Ermahnung zu Menschlichkeit und Mitgefühl durch ein 400 Jahre altes Textfragment, das auch im Jahr 2017 nichts an Brisanz und Relevanz verloren hat.
Inszenierung: Stefan Otteni
Bühne: Peter Scior
Kostüme: Sonja Albartus
Dramaturgie: Barbara Bily
Mitwirkende:
Sandra Bezler (Porcia), Natalja Joselewitsch (Nerissa), Zainab Alsawah (Jessica), Carola von Seckendorff (Doge von Venedig), Garry Fischmann (Lorenzo), Ilja Harjes (Gratiano), Christoph Rinke (Shylock), Christian Bo Salle (Antonio), Bálint Tóth (Bassanio)
Weitere Vorstellungen im November und Dezember:
Donnerstag, 16. November, 19.30 Uhr, Großes Haus
Samstag, 18. November, 19.30 Uhr, Großes Haus
Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, Großes Haus
Freitag, 1. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus
Freitag, 8. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus
Mittwoch, 13. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus
Donnerstag, 14. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus
Samstag, 30. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus