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„Der Streit“ von Pierre de Marivaux am Münchner Volkstheater

Premiere am 19. März 2009 um 19.30 Uhr

 

Drei Jungen. Drei Mädchen. Ein Raum. Nach 18 Jahren fernab von menschlicher Sozialisation und Kommunikation begegnen sich sechs Individuen.

Unbemerkt sind sie die Versuchskaninchen innerhalb eines Forschungsprojektes geworden, dessen Ziel die Ergründung der menschlichen Liebesfähigkeit ist. Doch wie in der Liebe sind bei diesem Experiment Glück und Leid nicht weit voneinander entfernt und so wird aus amüsantem Spiel bald Ernst...

 

„La Dispute“, das man am 19. Oktober 1744 [an der Comédie Française] hinter „Manlius" von La Fosse erstmals zeigte, wurde so heftig ausgepfiffen, dass Marivaux gezwungen war, es schon am folgenden Tag zurückzuziehen. Als es 1938 [!] wiederaufgeführt wurde, stiess das Stück bei der Theaterkritik auf mehr Interesse als beim Publikum. Unter Einschluss der letzten Vorstellung (1967) ist "La Dispute" an der Comédie nur 25mal aufgeführt worden. Allerdings erlebte diese hübsche Komödie wenig später doch noch ihren Durchbruch: Patrice Chéreau inszeniert, wurde sie 1973 (…) zum grössten Theaterereignis der Saison. Die Thematik von der wahrheit der Liebe innerhalb einer durch starre Normen geregelten gesellschaft wurde durch die Inszenierung, die noch immer als beispielhaft gilt, in ihrem Symbolgehalt deutlich vor Augen geführt.» (Aus: «Marivaux in der Comédie Française» von Noëlle Guibert)

 

Die Übersetzung

Gespielt wird die Fassung von Peter Stein. Er erarbeitete die Übersetzung für

seine Premiere am 3.11.1981 an der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin.

„Der inhaltliche Verlauf überrascht weit weniger als die flotte Sprache, die die

Distanz zur Textentstehung vor rund 270 Jahren überwindet“, schrieben noch

im Jahr 2003 die Badischen Neuesten Nachrichten über Peter Steins Schaubühnen-Fassung von Marivaux’ „Der Streit“. Und in der Frankfurter Rundschau hieß es anlässlich der Premiere der Stein-Fassung am schauspielfrankfurt 2004: „Gespielt wird in der flüssigen, auf unnötige

sprachliche Modernismen verzichtenden Übertragung Peter Steins.“

 

Pierre Carlet Chamblain de Marivaux wurde am 4. Februar 1688 in Paris als

Sohn eines mittleren Beamten geboren. Die Jugendjahre ab 12 verlebte er in

Riom, wo er sein erstes Stück und einen ersten Roman verfasste. Mit 22 kehrte er mit diesem Roman im Gepäck zurück nach Paris und schrieb sich für das Jurastudium ein. Der bekannte Frühaufklärer Fontenelle las seinen Roman

und führte ihn in die Pariser Salons ein, in denen seine geistvolle Art zu

schreiben sehr gut ankam. Die Herkunft des von ihm ab 1716 verwendeten

Namens de Marivaux ist dunkel; der in Literaturgeschichten oder Literaturlexika zu findende Name de Chamblain war eigentlich der seines älteren Cousins, ein bekannter Architekt, und wurde von ihm selbst nur gelegentlich benutzt.

 

Als 1720 die spekulativ überbewerteten Aktien der Compagnie de l'Occident,

einer Bank- und Handelsgesellschaft in die Pierre sein gesamtes Vermögen

gesteckt hatte, in den Keller gingen, waren Marivaux, seine Frau und seine

1718 geborene Tochter über Nacht arme Leute. Er machte zwar noch sein

Jura-Examen, begann aber keine Anwaltskarriere, sondern schrieb fleißig Theaterstücke, mit denen er relativ rasch Erfolg hatte. Seine thematische Vorliebe war die Schilderung des unabwendbaren Verliebens zweier Menschen, die zunächst durch Standesgrenzen getrennt zu sein scheinen, sich dann aber

durchaus als passend erweisen; z. B. "Die Liebesüberraschung" (La Surprise de l'amour, 1722) oder "Die Unbeständigkeit der Liebe" (La double inconstance, 1723). 1742 wurde er zu einem leitenden Mitglied der Académie Française ernannt, was ihm eine Dienstwohnung, adelsähnliche Privilegien und erfreuliche Prestigemöglichkeiten verschafft. Marivaux starb am 12. Februar 1763 in Paris.

 

Deutsch von Peter Stein

Regie Philipp Jescheck

Bühne David Hohmann

Kostüme Anna Rehm

Licht Günther E. Weiß

Musik Andreas Imhof

Dramaturgie Kilian Engels

Regieassistenz Manuel Braun

Ausstattungsassistenz Silvia Maradea

Inspizienz Christian Schmitz-Linnartz

Souffleuse Gertrud Kuik

 

In den Rollen:

Der Prinz/Mesrou Jean-Luc Bubert

Hermiane/Carise Sophie Wendt

Eglé Xenia Tiling

Azor Robin Sondermann

Adine Kristina Pauls

Mesrin Justin Mühlenhardt

Dina Lenja Schultze

Meslis Tobias Schormann

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