Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutsche Erstaufführung: LULU. EINE MÖRDERBALLADE von The Tiger Lillies nach Frank Wedekind im Theater OberhausenDeutsche Erstaufführung: LULU. EINE MÖRDERBALLADE von The Tiger Lillies nach...Deutsche Erstaufführung:...

Deutsche Erstaufführung: LULU. EINE MÖRDERBALLADE von The Tiger Lillies nach Frank Wedekind im Theater Oberhausen

Premiere am Freitag, den 15. Januar 2016, um 19.30 Uhr, Großes Haus. -----

Der Zeitungsredakteur Schöning hat die minderjährige Lulu von der Straße geholt, zu seiner Geliebten gemacht und, um sich selbst gut bürgerlich vermählen zu können, mit dem greisen Medizinalrat Goll verkuppelt, der sie Ellie nennt und vom Kunstmaler Schwarz porträtieren lässt.

Als der bislang asexuelle Schwarz über Lulu herfällt, trifft den hinzukommenden Goll buchstäblich der Schlag. – Schwarz heiratet Lulu, nennt sie Eva und wird durch seine Bilder von ihr reich und berühmt. Als er von Schöning erfährt, dass Lulu nach wie vor dessen Geliebte ist, bringt er sich um. – Schöning heiratet nun selbst die zweifache Witwe und nennt sie Mignon. Auch ihn plagt bald die Eifersucht: Auf den Athleten Rodrigo Quast, auf die lesbische Gräfin Geschwitz, auf seinen eigenen Sohn Alwa. Schöning fordert Lulu zum Selbstmord auf. Tatsächlich löst sich aus seinem Revolver ein Schuss.

Eine „Monstre-Tragödie“ nannte Wedekind seine 1894 vollendete Urfassung der Lulu. An eine Aufführung des Werkes ist im wilhelminischen Deutschland nicht zu denken angesichts der unverklemmten, unverschämten Darstellung von sexueller Lust und Abhängigkeit, von lesbischer Liebe und Prostitution. Wie in einer lüsternen und blutigen Moritat lässt Wedekind die Herren der Gesellschaft dem „schönen wilden Tier“ Lulu verfallen, scheitert deren bürgerliche (Doppel-) Moral an Lulus unbedingter Lebensgier und ihrer Sehnsucht nach geistiger wie sexueller Freiheit.

Wedekinds Lulu hat immer wieder Musiker zu Vertonungen inspiriert, von Alban Berg bis Lou Reed. Bei der englischen Theaterband Tiger Lillies wird die „Monstre-Tragödie“ zur „Mörderballade“: Lulu – A Murder Ballad wurde von der im nordenglischen Leeds ansässigen Opera North in Auftrag gegeben und dort 2014 uraufgeführt. Die von Martyn Jacques komponierten Songs werden für unsere deutsche Erstaufführung von Otto Beatus arrangiert, der für diese Produktion als Musikalischer Leiter ans Theater Oberhausen zurückkehrt.

Regie führt der 1973 geborene Belgier Stef Lernous, mit dessen Theater „Abattoir fermé“ („geschlossener Schlachthof“) wir Lulu – Eine Mörderballade als Koproduktion realisieren. In seiner zwischen Brüssel und Antwerpen gelegenen Heimatstadt Mechelen entstehen seit gut fünfzehn Jahren äußerst ungewöhnliche und faszinierende Theaterabende, die in Belgien und den Niederlanden Kult sind: Stef Lernous kreiert in seinen Arbeiten mit zugleich raffinierten wie einfachen Theatermitteln an Horrorfilme erinnernde Atmosphären und verstörende Bilderwelten. Wedekinds Lulu auf seine Weise zu adaptieren ist ein seit langer Zeit gehegtes Lieblingsprojekt von Lernous – genauso wie ein Abend mit Musik der Tiger Lillies.

Regie und Konzeption Stef Lernous

Musikalische Leitung Otto Beatus

Bühne und Light Design Sven van Kuijk

Dramaturgie Rüdiger Bering

Mit Susanne Burkhard, Laura Angelina Palacios, Anja Schweitzer / Torsten Bauer, Moritz Peschke, Eike Weinreich, Michael Witte

Band Otto Beatus (Klavier), Peter Engelhardt (Gitarre, Banjo, Mandoline), Volker Kamp (Bass, Posaune), Jan Klare (Saxofon, Trompete), Stefan Lammert (Schlagzeug, Percussion), Oliver Siegel (Akkordeon, Keyboards)

Koproduktion mit Abattoir fermé (Mechelen)

SA, 16.01.2016 19:30 Uhr

MI, 20.01.2016 19:30 Uhr

FR, 22.01.2016 19:30 Uhr

FR, 05.02.2016 19:30 Uhr

SA, 13.02.2016 19:30 Uhr

SA, 12.03.2016 19:30 Uhr

MI, 13.04.2016 19:30 Uhr

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEMERKENSWERTE PREMIERE -- Chor-Open-Air bei den Bayreuther Festspielen

Zum ersten Mal ist der Bayreuther Festspielchor unter der Leitung des neuen Dirigenten Thomas Eitler de Lint im Festspielpark aufgetreten. Das Konzert begann mit dem Choral aus Richard Wagners "Die…

Von: ALEXANDER WALTHER

IMPOSANTE TREPPENAUFGÄNGE UND SPÄRLICHES FEUER -- Richard Wagners "Walküre" bei den Bayreuther Festspielen

Der Regisseur Valentin Schwarz überträgt die Handlung der "Walküre" zwar in die heutige Zeit, es gelingt ihm jedoch, dank einer klugen Personenführung neues Licht ins Geschehen zu bringen. Der Raum…

Von: ALEXANDER WALTHER

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche