Er schrieb das Stück 1932 auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise. Den
Stoff dazu lieferte ihm der Gerichtsreporter Lukas Kristl, der ihm von einer wegen Betrugs verurteilten Korsettvertreterin erzählte. Das Stück beginnt vor dem Anatomischen Institut. Elisabeth braucht 150 Mark. Soviel kostet ein Wandergewerbeschein, so hoch ist aber auch ihre Strafe, weil sie ohne Wandergewerbeschein gearbeitet hat. Deshalb möchte sie schon zu Lebzeiten
ihre Leiche für die Forschung verkaufen. Aus Mitleid streckt ihr der Präparator das Geld vor, im Glauben, ihr damit einen neuen Wandergewerbeschein zu finanzieren. Als er herausfindet, dass sie mit seinem Geld ihre Vorstrafe bezahlt hat, erstattet er Anzeige, und Elisabeth wird zu vierzehn Tagen Gefängnis verurteilt. Aber sie gibt die Hoffnung nicht auf. Nach ihrer Entlassung verliebt sie sich in den jungen Schupo Alfons Klostermeyer, der sie jedoch aus Angst um seine Karriere verlässt, als er von ihren Vorstrafen erfährt. Verzweifelt und völlig entkräftet geht Elisabeth ins Wasser.
Horváth beschreibt auf überspitzte und groteske Weise einen Kreislauf von Armut und sozialer Ausgrenzung, aus dem es kein Entrinnen gibt. Homo homini lupus est.
Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern von Ödön von Horváth, Mitarbeit: Lukas Kristl
Regie: Karin Henkel,
Bühne: Stefan Mayer,
Kostüme: Klaus Bruns,
Musik: Cornelius Borgolte,
Dramaturgie: Stephanie Lubbe,
Michael Propfe,
Licht: Annette ter Meulen.
Es spielen: Marco Albrecht, Peter Bernhardt, Tim Grobe, Hedi Kriegeskotte, Jana Schulz, Tristan Seith, Sören Wunderlich sowie Katharina Debus (Gesang), Cornelius Borgolte (Fender Rhodes).
Weitere Vorstellungen am 27. November und am 2. und 8. Dezember
Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de