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Deutschsprachige Erstaufführung: "Drei Tage in der Hölle" von Pavel Prjaschko im Oldenburgischen Staatstheater

Premiere Do 16. April 2015 um 20 Uhr in der Exerzierhalle. -----

In Weißrussland zeigt sich der Turbokapitalismus ungeschminkt, durch keine demokratischen Strukturen gezügelt. Man lebt nicht, man überlebt. Und rechnet: ein Museumsbesuch gegen ein Kilo Wurst, neue Kinderschuhe gegen Lebensmittel für zwei Wochen.

Von den Löhnen kann keiner leben, in der weißrussischen Hauptstadt Minsk: Ein Kilo Fleisch kostet 200.000 weißrussische Rubel. Jeans 1.000.000. Der Durchschnittslohn beträgt 850.000. Die Rente 400.000. Korruption und staatliche Willkür sind an der Tagesordnung. Da entbrennt ein sozial­darwinistisch anmutender Kampf ums Dasein. Jeder streitet um den kleinsten Vorteil, den Letzten beißen die Hunde. Wer sich nicht anpasst, wer auffällt, ist verloren, Entmenschlichung ist vorprogrammiert.

,Drei Tage in der Hölle‘ zoomt nah heran an die Bewohner von Minsk, lässt uns teilhaben an ihrem täglichen Existenzkampf, an ihren Träumen von einer kleinen Wohnung am Stadtrand und ihrer Hoffnung auf bessere Zeiten. In einer einzigartigen Erzählstruktur schafft Prjaschko eine tragische Dynamik, der man sich nicht entziehen kann, die einem den alltäglichen, banalen Schrecken unter die Haut kriechen lässt. Der weißrussische Autor wurde in Moskau bereits zwei Mal mit dem renommierten Preis Goldene Maske ausgezeichnet und gilt vielen russischen Kritikern als einer der bedeutendsten Dramatiker unserer Zeit. Für das Oldenburgische Staatstheater inszeniert die aus der Ukraine stammende Regisseurin Elina Finkel diese verdichtete Momentaufnahme einer der vergessenen Gegenden Europas.

Deutsch – Stefan Schmidtke

Regie: Elina Finkel;

Bühne und Kostüme: Thilo Zürn;

Musik: Matthias Bernhold;

Choreografie: Tabea Martin;

Dramaturgie: Daphne Ebner

Mit: Diana Ebert, Magdalena Höfner, Agnes Kammerer, Nientje Schwabe; Matthias Kleinert, Johannes Lange, Maximilian Pekrul

Die nächsten Vorstellungen: Do 30. April und Mi 06., So 10., Do 14., So 17., Fr 22., So 24.,

Mo 25. Mai (zum letzten Mal)

Begleitend zu ,Drei Tage in der Hölle‘ wird in einer fortlaufenden Vortragsreihe die aktuelle Situation in Weißrussland aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Unter der Überschrift ,Weißrussland – Wandel als Zustand‘ präsentieren Wissenschaftler der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg aktuelle Thesen und Forschungsergebnisse aus ihrer Arbeit am interdisziplinären Helene-Lange-Kolleg Belarus sowie aus internationalen Forschungsprojekten zu Weißrussland.

30.04. Dr. Gun-Britt Kohler: Literatur unter Spannung. Das Beispiel Pavel Prjaschko

06.05. Dr. Katsiaryna Danilova: Probleme junger Erwachsener in Weißrussland – soziologische Aspekte

10.05. Prof. Dr. Gerd Hentschel: Weißrussland und seine Sprachen

14.05. Agnes Reiter: Vom „Gopnik“ bis zum „Hipster“ – Kleidung und Jugendkulturen

17.05. Christian Meyer: Weißrussische Gegenwartsliteratur – eine Literatur ohne Leser?

22.05. Anastasia Wakengut: Populäre Musikkultur in Belarus

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