Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutschsprachige Erstaufführung: "Mord" von Hanoch Levin im Schauspiel StuttgartDeutschsprachige Erstaufführung: "Mord" von Hanoch Levin im Schauspiel...Deutschsprachige...

Deutschsprachige Erstaufführung: "Mord" von Hanoch Levin im Schauspiel Stuttgart

Premiere Fr., 06.03.2015, 20:00 Uhr, Nord. -----

„Da gibt es kein Warum, das verstehst du doch.“ Der Mord von israelischen Grenzsoldaten an einem palästinensischen Jungen setzt eine Spirale der Rache und Gewalt frei. Der Vater kann nur noch die geschändete Leiche seines Sohnes betrauern. Ein Bote verkündet zwar Frieden, doch er kommt wenige

Minuten zu spät.

Ohnehin scheint dieser Frieden nur ein Übergang zum nächsten Krieg zu sein. Der Krieg ist kein Ausnahmezustand mehr in dieser Gesellschaft. Im Gegenteil: er ist eine perfide Form des Alltags.

Hanoch Levin, einer der wichtigsten Theatermacher Israels, beschreibt in Mord einen Zeitraum von 10 Jahren, in denen der Vater vom Trauernden zum Täter und schließlich selbst zum Opfer wird. Das Opfer einer Gewalt, die ursprungslos geworden ist und der sich eben deshalb niemand entziehen kann.

Dabei geht Levin über die konkreten politischen Dimensionen des palästinensisch-israelischen Konflikts hinaus.

Es geht in diesem Stück um die Menschen auf beiden Seiten, die aufgehört haben, nach dem Warum zu fragen. Levin stellt die grundsätzliche Frage nach einer zerstörerischen Gewalt, die sich so weit in die Tiefen einer Gesellschaft hineinfrisst, dass kein „normales Leben“ mehr möglich ist.

Mord? Oder Totschlag? Beihilfe? Unschuld? Was tun, wenn das Rechtssystem, das diese Fragen abwägen sollte, verhindert ist? Sei es durch Krieg, Ausnahmezustand oder einfach, weil die Menschen und die Situationen so kompliziert sind? Wie nun mal die Menschen sind. Zusammen lassen all diese Fragen ein Labyrinth entstehen, in dem sich sämtliche Figuren des Stückes verfangen. Es gibt kein Entrinnen. Sie tanzen auf einem riesigen Pulverfass ihren Tanz. Gewalt bricht dabei in Komik um. Das Grausame ist nicht auszuhalten. Oder doch – wo wir es doch zu Genüge aus den Nachrichten kennen? Und irgendwo in diesem Labyrinth irrt noch die Gerechtigkeit. Sie ist schon lange verloren. Alle Beteiligten rufen laut nach ihr, nur vermag niemand, sich ihr zu stellen … Eine makabre Tragikomödie über Mord und Totschlag. Genau die richtige Unterhaltung für hier und jetzt.

Wojtek Klemm

Deutsch von Matthias Naumann

Regie: Wojtek Klemm

Bühne: Magdalena Gut

Kostüme: Julia Kornacka

Musik: Micha Kaplan

Choreographie: Efrat Stempler

Dramaturgie: Verena Elisabet Eitel

Besetzung:

Boris Burgstaller, Berit Jentzsch, Sebastian Klein, Katharina Knap, Florian Rummel, Michael Stiller, Nathalie Thiede

Sa., 14.03.2015

20:00 Uhr

Nord

Mo., 30.03.2015

20:00 Uhr

Nord

18:30 Uhr Stuttgart×Blicke: Erzählen vom Krieg (Foyer Nord)

So., 12.04.2015

20:00 Uhr

Nord

19:30 Uhr Einführung

Di., 26.05.2015

20:00 Uhr

Nord

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

SCHWEBENDE MELODIELINIEN -- Neue CD "Farasha" mit Sindy Mohamed (Viola) bei Berlin Classics

Dass auch die Viola als Instrument einen durchaus geheimnisvollen Zauber besitzt, beweist diese Neuaufnahme. Hier wird die Metamorphose eines Schmetterlings musikalisch dargestellt. "Farasha" ist…

Von: ALEXANDER WALTHER

VIRTUOSE LÄUFE UND KOLORATUREN -- Neue CD mit der Mezzosopranistin Megan Kahts bei Solo Musica/

Auf dieser CD lernt man die beiden Barockkomponisten Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse noch näher kennen. Sie waren zwei berühmte Meister, die nicht nur durch die Wechselbeziehung zu…

Von: ALEXANDER WALTHER

PLÄDOYER FÜR EINEN UNTERSCHÄTZTEN -- Neue CD mit Orchesterwerken von Max Reger beim Label Ondine

Zu Recht kann man sagen, dass Max Reger als Komponist immer noch unterschätzt ist. Dies beweist einmal mehr die interessante Neuaufnahme mit Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin op. 128 sowie "Eine…

Von: ALEXANDER WALTHER

BILDER DER HEKTISCHEN STADT -- Festspiel-Finale "Strawinsky in Paris" bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

In der rasanten Choreografie von Jeroen Verbruggen zur Musik "An American in Paris" von George Gershwin sowie zu Aaron Coplands Musik mit Auszügen aus der "Billy the Kid"-Suite gewinnen die Straßen…

Von: ALEXANDER WALTHER

FRAGE NACH DEN LETZTEN DINGEN -- "Parsifal" von Richard Wagner bei den Bayreuther Festspielen

Das Zauberweib Kundry steht in jedem Fall im Mittelpunkt von Jay Scheibs Inszenierung. Es ist auch eine Vorstellung der Hexe aus männlicher Perspektive. Kundrys Erscheinung wandelt sich hier immer…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche