Jede ergibt ein spielerisches Kaleidoskop, dessen Protagonisten auf der Flucht vor sich selbst oder anderen sind, verstrickt in die Vergangenheit und auf der Suche nach neuen
Möglichkeiten.
Da ist zum Beispiel die Theateragentin Gale Devonne, die Frau mit der tragischen Erste-Liebe-Geschichte, die junge Mädchen an Politiker vermittelt und die sich einem äußerst gewaltbereiten Trupp von Gläubigern nur mit Hilfe eines lästigen, aber unvermutet fantasievollen Nachbarn entziehen kann. Unterdessen wartet die von ihr vermittelte schauspielbegabte Schülerin Roz Perkins im Büro eines Abgeordneten – in der Annahme, es handele sich um ein Casting-Studio – auf die Chance ihres Lebens. Dort bemerkt sie der BBC-Reporter Sean McKintyre, der aus Roz’ Anwesenheit im Nu eine reißerische Klatschgeschichte entwickelt.
Oder da ist der pensionierte Richter Tom Holgate, der die schwindenden Erinnerungen an seine verstorbene Frau mit Hilfe eines Callgirls in einer Hotelsuite nachzustellen versucht. In seinem eigenen Haus gewinnt man eine völlig andere Vorstellung von seinem einstigen Leben mit seiner Frau, zumal die Tochter des Richters, eine erfolglose Krimiautorin, dem anwesenden Pfarrer nichts weniger als eine Mordgeschichte auftischt.
Ayckbourn treibt seine Figuren in aberwitzige Situationen, die mehr miteinander zu tun haben, als man anfangs ahnt. Das Zufallsprinzip der Szenenfolge spielt mit der Figurenwahrnehmung des Zuschauers: Figuren, die zunächst als Opfer wahrgenommen werden, entpuppen sich als Täter, aus Mitleid wird Schadenfreude und umgekehrt. Harmlose Bemerkungen hier haben fatale Konsequenzen dort, Figuren
kehren in verändertem Kontext wieder, und Handlungsfäden nehmen ungeahnte Wendungen. Alle Figuren spielen »Theater«. Sie führen sich in die Irre, erfinden Lügengeschichten und verschließen die Augen vor der Realität. Der Motor, der sie antreibt, ist der Versuch, das kleine Leben in die richtigen Bahnen zu lenken. Ihre Suche nach Sinn und Erfüllung macht sie allesamt zu sympathischen, tragikomischen und trotz ihrer Abstrusität aus dem Leben gegriffenen Charakteren.
Inszenierung Christian Schlüter
Bühne Anke Grot
Kostüme Franziska Gebhardt
Dramaturgie Viktoria Göke
Mit
Cédric Cavatore
Isabell Giebeler
Laura Maria Hänsel
Stefan Imholz
Nicole Lippold
Henriette Nagel
Jakob Walser
Thomas Wolff
Die nächsten Vorstellungen
06.11., 21.11., 07.12., 10.12.,
17.12., 25.12., 26.12.16; weitere
Termine folgen
Karten
0521 / 51 54 54
www.theater-bielefeld.de