Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Die Gerechten" von Albert Camus im Schauspiel Hannover"Die Gerechten" von Albert Camus im Schauspiel Hannover"Die Gerechten" von...

"Die Gerechten" von Albert Camus im Schauspiel Hannover

Premiere | Do 23.02.17 | 20:00 | Cumberlandsche Bühne. -----

Warum wird jemand Terrorist? Sind die moralisch, politisch oder religiös fundierten Rechtfertigungen auch die wirklichen Motive der Täter? Das Attentat, der Aufstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung ist moralisch gerechtfertigt. Wer stellt eigentlich die Maßstäbe auf?

Darf man es in Kauf nehmen, dass für eine scheinbar gerechte Sache oder beim Anschlag auf einen Tyrannen auch Unschuldige zu Tode kommen? Auch die scheinbar politisch-korrekte Tat muss letztlich jeder vor seiner eigenen Moral, seinem Gewissen verantworten.

Albert Camus setzt sich in Die Gerechten genau mit diesem Problemfeld auseinander. Die aufgeworfenen Fragen stellten sich all jenen, die während der deutschen Besetzung Frankreichs im Widerstand kämpften und zu denen auch Camus gehörte. 1949 uraufgeführt, lag der Zweite Weltkrieg erst vier Jahre zurück. Aufstände unterdrückter Kolonialvölker waren nur noch eine Frage der Zeit.

Den historischen Hintergrund für Camus’ Auseinandersetzung mit dem Für und Wider einer revolutionären Aktion liefert eine Episode aus dem vorrevolutionären Russland: Am 4. Februar 1905 warf der Revolutionär und Anarchist Iwan Kaliajew eine Bombe auf den Generalgouverneur von Moskau, der sofort tot war. Ein Mitstreiter Kaliajews, Boris Sawinkow, gab 1931 in Paris seine Erinnerungen eines Terroristen heraus. Camus griff den Stoff auf und verarbeitete ihn zu einem Stück. Auch hier heißt der Bombenwerfer Kaliajew, der beim ersten Attentats versuch zögert, weil er sieht, dass der Neffe des Großfürsten mit in der Kutsche sitzt. Kaliajew folgt seinem tiefen moralischen Empfinden, das es verbietet, Kinder zu töten, gefährdet damit aber den Erfolg der revolutionären Sache. Der zweite Versuch gelingt.

ALBERT CAMUS (1913–1960) kam in Mondovi im heutigen Algerien zur Welt. Sein Vater fiel im Ersten Weltkrieg, seine Mutter war Analphabetin – und doch brachte es Camus, aus kärglichen Verhältnissen kommend, zum gefeierten Autor, der 1957 für sein publizistisches Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis gekrönt wurde. Camus verstand sich als engagierter Autor, dessen Verantwortung über das Schreiben seiner Texte hinausging. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Camus für eine Widerstandszeitung in Paris. Sein berühmter Roman Die Pest erschien 1947.

Regie Alexander Eisenach

Bühnenbild Daniel Wollenzin

Kostümbild Claudia Irro

Musik Sven Michelson

Dramaturgie Johannes Kirsten

Iwan Kaljajew Henning Hartmann

Dora Dulebow Lisa Natalie Arnold

Boris Annenkow, Foka Wolf List

Alexej Woinow, Großfürstin Beatrice Frey

Stepan Fjodorow, Skuratow Jonas Steglich

25.02. Sa 20:00

05.03. So 20:00

10.03. Fr 20:00

26.03. So 20:00

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

SCHAUSPIEL VON PETER WEISS IM LANDTAG VON BADEN-WÜRTTEMBERG - die nächste Saison im Schauspiel Stuttgart

Ein interessantes Programm mit ungewöhnlichen Spielorten bietet das Schauspiel Stuttgart in der nächsten Saison an.  

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHWEBENDE MELODIELINIEN -- Neue CD "Farasha" mit Sindy Mohamed (Viola) bei Berlin Classics

Dass auch die Viola als Instrument einen durchaus geheimnisvollen Zauber besitzt, beweist diese Neuaufnahme. Hier wird die Metamorphose eines Schmetterlings musikalisch dargestellt. "Farasha" ist…

Von: ALEXANDER WALTHER

VIRTUOSE LÄUFE UND KOLORATUREN -- Neue CD mit der Mezzosopranistin Megan Kahts bei Solo Musica/

Auf dieser CD lernt man die beiden Barockkomponisten Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse noch näher kennen. Sie waren zwei berühmte Meister, die nicht nur durch die Wechselbeziehung zu…

Von: ALEXANDER WALTHER

PLÄDOYER FÜR EINEN UNTERSCHÄTZTEN -- Neue CD mit Orchesterwerken von Max Reger beim Label Ondine

Zu Recht kann man sagen, dass Max Reger als Komponist immer noch unterschätzt ist. Dies beweist einmal mehr die interessante Neuaufnahme mit Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin op. 128 sowie "Eine…

Von: ALEXANDER WALTHER

BILDER DER HEKTISCHEN STADT -- Festspiel-Finale "Strawinsky in Paris" bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

In der rasanten Choreografie von Jeroen Verbruggen zur Musik "An American in Paris" von George Gershwin sowie zu Aaron Coplands Musik mit Auszügen aus der "Billy the Kid"-Suite gewinnen die Straßen…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche