Mauler geht scheinbar bereitwillig auf Johanna ein, decken sich ihre Wünsche doch mit denen seiner Wallstreet-Berater. Doch mit der Zeit wird Johanna klar, wessen Geschäft sie betreibt. Ihr christlicher Glaube verbietet ihr aber die tatkräftige Unterstützung des Generalstreiks (»Es kann nicht gut sein, was mit Gewalt gemacht wird«), was zum Scheitern des Streiks beiträgt. Die Fleischbosse stilisieren Johanna zur Märtyrerin und »Trösterin der Armen«, während sie sich sterbend im Angesicht der Toten und Erschlagenen zur Revolutionärin wandelt. Ihr »Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht« wird vom Chor der Sieger übertönt.
Unter Mithilfe von Elisabeth Hauptmann und Emil Burri schrieb Brecht 1929 seine Version der Jeanne d’Arc. Dabei gelingt ihm das Kunststück, durch eine poetische und metaphernreiche Sprache, die Anleihe bei Shakespeare, Schiller und der Bibel nimmt, und durch das spannende „Melodram“ um sein Antagonistenpaar Johanna/Mauler die Mechanismen des Kapitalismus und deren ideologische Verschleierung sinnlich erfahrbar zu machen. Sein kolportagehafter Börsenkrimi beschreibt zeitlos eine Gesellschaft, deren Existenz immer wieder durch Finanz- und Wirtschaftskrisen bedroht ist.
Georg Schmiedleitner arbeitet als Regisseur u. a. am Staatstheater Nürnberg, Schauspiel Leipzig und am Burgtheater Wien. In Mannheim inszeniert er seit 2006 kontinuierlich, zuletzt Die Jungfrau von Orleans, Ein Sommernachtstraum, Maria Stuart, Woyzeck und Homo faber.
Inszenierung: Georg Schmiedleitner-
Bühne und Kostüme: Florian Parbs-
Video: Stephan Komitsch / Roman Kuskowski –
Licht: Robby Schuhmann-
Dramaturgie: Tilman Neuffer
mit Michael Fuchs, Almut Henkel, Boris Koneczny, Anne-Marie Lux, Reinhard Mahlberg, Jaques Malan, Hannah Müller, David Müller, Carmen Witt
die nächsten Vorstellungen: 20. und 29. März
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150