Sein tatsächlicher Plan zielt aber darauf ab, die Freiheit der Germanen als höchstes Gut zu bewahren – auch wenn es den Verlust von Heimat und Besitz nach sich zieht. Der römische Feldherr Varus stellt Hermann die "höchste Herrschergewalt in Deutschland" in Aussicht. Doch Instinkt und Intellekt sagen Hermann, daß auf das Wort der Römer kein Verlaß ist. Um seine politischen Ziele durchzusetzen, scheut Hermann auch nicht davor zurück, seine schöne Frau Thusnelda zur ahnungslosen Komplizin zu machen. Er treibt sie sehenden Auges in die Arme des römischen Legaten Ventidius. Gemeinsam mit Marbod bezwingt Hermann zur gleichen Zeit Varus und das römische Heer in der entscheidenden Schlacht im Teutoburger Wald: eine Schlacht, die zur vernichtenden Niederlage der Römer wurde und die Grenzen des deutschen Reiches verlagerte.
Kleists HERMANNSSCHLACHT ist Dichtung und Vorwegnahme eines politischen Programms, worin die unbedingte Hingebung ans Vaterland und der unbedingte Vernichtungswille des Feindes gepredigt werden.
Regisseurin Tanja Weidner spricht dem Werk klare gegenwärtige Bezüge zu: "Mittlerweile sind wir Arminius-Nachfolger alle Römer geworden. Und wer würde denn heute in ein ökonomisch wie kulturell weiterentwickeltes Land ziehen, die Gewohnheiten annehmen, die Sprache, das Aussehen, einen gehobenen Lebensstandard genießen und am Ende in seine 'barbarische Heimat' zurückgehen und gegen das Land, das uns zu einer ansehnlichen Karriere verholfen hat, militärisch vorgehen? Und dazu noch ohne eine religiös-fundamentalistische Motivation? Da wird eine Identifikation mit dem ersten großen 'Deutschen' anscheinend schwer, ohne unsere Ziele zu verraten. Denn das Völkische und Tümelnde lehnen wir ab, Entwicklung und Völkerverständigung befürworten wir. Mit den Römern können wir uns identifizieren. Mit ihren Augen gucken wir auf das Fremde der Germanen."
Anläßlich des Kleist-Jahres 2011, dem 200. Todestages des Dichters am 21. November, spielt das WBT seinen großen Fünfakter.
Tanja Weidner war jahrelange Assistentin von Claus Peymann und inszenierte unter anderem Anne Frank Tagebuch und Medea.Stimmen am Berliner Ensemble. Mit DIE HERMANNSSCHLACHT führt sie nach KIKI VAN BEETHOVEN [UA] bereits ihre zweite Regie am WBT.
Inszenierung | Tanja Weidner
Ausstattung | Daniel Reim
Musik | Benjamin Weidekamp
Mit | Sven Heiß [Hermann] | Sabrina vor der Sielhorst [Thusnelda] | Florian Bender [Ventidius] | Heiko Grosche [Thuiskomar / Varus / Eginhardt / Komar] | Anna Gaden [Selgar / Luitgar / Aristan / Cheruskischer Fremdenführer / Alraune / Gertrud /Sueve / Fust / Drei Römische Hauptmänner] | Jens Ulrich Seffen [Wolf / Marbod / Septimius]